Kampf für die Glühbirne: Da geht uns ein Licht aus

In der Kunstzeitschrift "Monopol" wird protestiert. Künstler, Designer und Architekten kämpfen gegen die sinnlose und kulturfeindliche Einführung der Energiesparlampe.

Hat man der Glühbirne unrecht getan? Eine Künstler-Petition findet: Ja! Bild: dpa

Seitdem umweltbewusste Autofahrer auf Biodiesel umgestiegen sind, hat sich die Abholzung des indonesischen Regenwalds extrem beschleunigt. Denn nun sind Palmölplantagen lukrativer denn je. Und seitdem umweltbewusste Mieter und Hauseigentümer auf Energiesparlampen umgestiegen sind, hat sich der Energieverbrauch der Haushalte - erhöht.

Eine vom britischen Department for Environment, Food and Rural Affairs (defra) durchgeführte Untersuchung kam schon vor einigen Jahren zum Resultat: "Wenn die Wärmeemission herkömmlicher Glühfadenlampen reduziert wird, muss die so entstandene Differenz durch das Heizsystem wieder kompensiert werden." Damit ist der Spareffekt erst einmal weg. Jedenfalls im Vereinigten Königreich, wo beim Heizen kaum aufs Energiesparen geachtet wird.

Es wird im Durchschnitt "der 1,4-fache Wert der eingesparten Energie wieder rückinvestiert", wie die Studie sagt. Und es kommt noch besser. Weil sich das kalte Licht der Energiesparlampen negativ auf die gefühlte Temperatur auswirkt - viele Leute empfinden Räume mit Energiesparlicht als deutlich kälter - werden diese im Durchschnitt "um zwei bis drei Grad stärker beheizt als vergleichbare Räume mit klassischer Glühfadenbeleuchtung". So viel zum Thema, wie wir uns selbst am besten verarschen oder vielmehr, wie wir dazu gezwungen werden. Etwa durch das von der EU angestrebte Verbot konventioneller Glüh- und Halogenbirnen ab dem Jahr 2012.

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Weil die Sache mit dem Energiesparen nicht so richtig hinhaut, wird sie erst gar nicht mehr thematisiert. Stattdessen fährt man die ganz großen Geschütze auf, und behauptet wie der Pressesprecher der Energiekommission der EU, Ferran Tarradellas Espuny, 2009 gegenüber der Süddeutschen Zeitung, Produkte vom Markt zu nehmen, "die gefährlich für Umwelt, Gesundheit oder den Verbraucher sein könnten". Gefährlich? Die Glühbirne? Wem sind da eigentlich die Sicherungen durchgebrannt?

Gefährlich ist in Wahrheit die Energiesparlampe, wegen ihres Quecksilbergehalts gefährlich für unsere Gesundheit und unsere Umwelt, wegen ihrer Verdrängung der Glühfadenlampe gefährlich für unsere Kultur. "Ein Verbot der Glühbirne durch die EU können wir - Künstler, Ausstellungsmacher, Kuratoren, Architekten und Designer - nicht akzeptieren", hebt denn auch eine Petition an, die in der morgen erscheinenden Ausgabe der Kunstzeitschrift Monopol abgedruckt ist.

"Auf die Vielfalt des Künstlichen Lichts können wir unmöglich verzichten. Traditionelle Glühbirnen sind essenzieller Teil unserer Beleuchtungskultur, von den Bauhaus-Lampen bis zur Kunst des Lichts, wie bei László Moholy-Nagy oder Félix González-Torres. Halogenlampen sind ebenfalls unverzichtbar, insbesondere für die Beleuchtung von Kunst, für die Illumination von Räumen, Bühnen und Fassaden." Die 90 Petenten fordern daher die Rücknahme der Verfügung.

Schon heute haben die Museen in Deutschland und anderswo in großem Stil Glühbirnen eingekauft, berichtet Ulf Erdmann Ziegler im Heft. Denn wenn etwa eine der 36 Kerzenbirnen in Stephan Hubers Installation "Arbeiten im Reichtum" kaputtgeht, muss die Hamburger Kunsthalle in der Lage sein, sie zu ersetzen.

Aber auch die Museums- und Kunstraumbeleuchtung ist gefährdet, basiert sie doch auf einem Baukastensystem von kaltem und warmem, von flächendeckendem und punktuellem Licht. Wird ein Leuchtmittel vom Markt genommen, ist diese Ausstellungsarchitektur insgesamt in Frage gestellt. Kulturell ist die Glühbirne Symbol für Enlightenment, also die Aufklärung. Insofern wundert es nicht, dass sie zukünftig verbannt werden soll.

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