Exzentrischer Milliardär

Der Pole Aleksander Gudzowaty war reich und exzentrisch, ließ aber andere durchaus an seinem Reichtum teilhaben. Der Multimilliardär starb am Mittwoch in einem Warschauer Krankenhaus. Dabei stammte der 1938 in der Textilstadt Lodz geborene Unternehmer aus armen Verhältnissen. Die Eltern, eine Chemielaborantin und ein Italienischlehrer, wohnten in einem schlichten Mietshaus. Ihr Sohn hinterlässt eine Villa im Wert von rund 30 Millionen Dollar in einem Vorort Warschaus, „einem Dorf“, wie Gudzowaty sagte. Zu dem Anwesen gehören ein Reitstall, ein Tierpark und eine mehrere Tonnen schwere Pyramide, in der Gudzowaty zuweilen seine „Batterien mit Energie“ auflud.

Das Unternehmen Bartimpex, mit dem Gudzowaty reich wurde, entstand erst 1989. Mit dem Untergang des Kommunismus hatte das Mitglied der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PVAP seinen Job im Import-Export-Geschäft verloren. Mit einem Startkapital von 100 Dollar begann Gudzowaty den Handel im Kapitalismus von der Pike auf zu lernen. Doch er hatte einen gewaltigen Vorteil gegenüber den anderen Marktwirtschafts-Neulingen: Kontakte aus der kommunistischen Zeit und Erfahrungen im Import-Export-Geschäft.

Im Kommunismus hatte er den Marxismus-Leninismus-Kurs in Moskau absolviert. Er besaß das Vertrauen der Russen. So stieg Gudzowaty als Zwischenhändler ins Gasgeschäft zwischen Polen und Russland ein. Im Lauf der Jahre fanden sich immer mehr polnische Exminister auf seiner Gehaltsliste wieder, die neue Kontakte auf internationaler Ebene mitbrachten und weitere Verträge vermittelten.

Bereits 1997 zählte das amerikanische Wirtschaftsmagazin Global Finance den Polen zu den 600 einflussreichsten Menschen der Welt, 2008 schätzte das polnische Nachrichtenmagazin Wprost das Vermögen von Gudzowaty auf knapp 4 Milliarden Zloty (rund 1 Milliarde Euro).

Gudzowaty war ein großer Kunstmäzen. In den eigenen Villen hängte er fast ausschließlich Kopien auf, da die „Originale der Menschheit zugänglich sein sollten“. Zudem lag ihm viel an guten Kontakten zwischen Polen und Israel. Jerusalem zeichnete ihn mehrfach als „guten Freund der Stadt“ aus. GABRIELE LESSER