Wagenburg zieht um: Platz da!

Der Schwarze Kanal hat ein neues Gelände gefunden. Nach wütenden Protesten gegen seine Kündigung ziehen die Rollheimer in diesen Tagen von Mitte nach Neukölln um.

Nach monatelangen Verhandlungen mit den Bezirksverwaltungen und dem Liegenschaftsfonds hat der Wagenplatz Schwarzer Kanal ein neues Zuhause gefunden. Das neue Gelände liegt in Neukölln an der Kiefholzstraße mitten in einer Kleingartenkolonie. Der Umzug läuft bereits: 11 der etwa 20 Wagen stehen schon auf dem neuen Platz. In wenigen Tagen sollen dann alle der knapp 25 BewohnerInnen in ihrem neuen Domizil angekommen sein.

Der Schwarzen Kanal besteht seit über 20 Jahren und gehört zu den ältesten Wagenplätzen Berlins. Schon einmal - im Jahr 2002 - mussten die BewohnerInnen ihre Wagen zum Rollen bringen und ihren ursprünglichen Platz an der Schillingbrücke räumen. Grund war ausgerechnet der Bau der Zentrale der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Daraufhin zog der Schwarze Kanal an die Michaelkirchbrücke in Mitte.

Im Sommer 2009 meldete der Eigentümer, die Baufirma Hochtief, Eigenbedarf für das Gelände an. Zum Ende des Jahres wurde den BewohnerInnen die Nutzung gekündigt. Der Schwarze Kanal reagierte auf die Ankündigung mit Protest: Im Oktober 2009 rief er die "Queer und Rebel"-Aktionswoche aus, in deren Rahmen ein leer stehender Schulhof in der Adalbertstraße besetzt wurde. Die BesetzerInnen forderten vom Eigentümer des Geländes, dem Liegenschaftsfonds, für den Platz an der Michaelkirchstraße einen angemessenen Ersatz in der Innenstadt. "Am Runden Tisch heißt es immer, Ersatzgrundstücke gibt es nur am Stadtrand", berichtete damals Nadine Paul, eine Wagenplatzbewohnerin.

Nun hat sich doch ein Gelände gar nicht so weit draußen gefunden: Nach mehreren Verhandlungsrunden mit dem Liegenschaftsfonds und Bezirkspolitikern einigte man sich auf das jetzige Gelände inmitten der Neuköllner Kleingartenkolonie. Die Bezirkspolitiker sind mit dem Ergebnis zufrieden: "Wir gehen davon aus, dass wir gut mit den Rollheimern auskommen werden", erklärt der Baustadtrat von Neukölln, Thomas Blesing (SPD). Und der Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke (SPD), ist froh, "dass der Schwarze Kanal als Kulturprojekt weiterbestehen kann". Die BewohnerInnen des Schwarzen Kanals wollten sich bisher nicht zu dem Ortswechsel äußern, weil sie vollauf mit der Organisation des Umzugs beschäftigt seien.

Zu dem neuen Wagenplatz führt ein schmaler Trampelpfad, der sich zwischen Bäumen hindurchschlängelt. An dessen Ende klettert man durch ein Loch im Zaun und steht dann direkt zwischen den ersten Bauwagen. Sie sind großzügig über den Platz verstreut und fallen mit ihrer verblassten Bemalung zwischen den schmalen Birkenbäumchen nicht besonders auf. Einige der Birken mussten gefällt werden, um Raum für die Wagen zu schaffen. Auf dem Areal steht mittlerweile auch der Küchenwagen, eine Biokomposttoilette wird noch gebaut werden.

An drei Seiten ist der Platz von Kleingartenanlagen umgeben, die mit ihren Lauben und abgezirkelten Beeten im strengen Kontrast zu der leicht chaotischen Wagenburg stehen. Dennoch haben die Kleingärtner die neuen Nachbarn gut aufgenommen. "Die neuen BewohnerInnen haben sich mit den Nachbarn getroffen und sind freundlich empfangen worden", berichtet eine der UmzugshelferInnen. "Ich habe von denen bisher nichts mitbekommen. Hier ist alles ruhig", bestätigt einer der Kleingärtner.

Die ersten Veranstaltungen auf dem neuen Gelände sind geplant: Das jährliche Kurzfilmfestival "Entzaubert" findet dieses Jahr vom 24. bis 27. Juni statt.

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