Bakterienmuster: Mikroben verraten den Täter

Die individuelle Besiedlung der Haut mit verschiedenen Baktierienstämmen kann genutzt werden, um Tatortspuren eindeutig einer Person zuzuordnen.

Bakterienpopulationen auf Tastaturen. Bild: ap

BERLIN taz | Die Bakterienkolonien auf der Haut eines Straftäters sollen künftig die Chancen seiner Verfolger nähren, ihn zu identifizieren. Ein bakterieller Fingerabdruck kann weiterführen, wo keine genetischen Fingerabdrücke aus Blut, Gewebe oder Speichel zu gewinnen sind. Diese Hoffnung hat ein Forscherteam der University of Colorado in der Online-Vorabausgabe der Zeitschrift Proceedings (PNAS) der US-Akademie der Wissenschaften geäußert.

Zum Beispiel legten die Wissenschaftler Kulturen der Bakterienpopulationen an, die sie auf neun privaten PC-Tastaturen und -Mäusen vorfanden. Aus allen extrahierten sie das Erbgut der darin vorhandenen Stämme. Ebenso verfuhren sie mit den Handflächenbesiedlern der Geräteeigentümer sowie 241 weiterer Personen. Nach Anonymisierung aller Daten ließen sich die BesitzerInnen eindeutig ihren Geräten zuordnen - anhand des von jedem stammenden Bakteriencocktails.

Dessen Zusammensetzung - so die These der Wissenschaftler - ist bei jedem Menschen ebenso unverwechselbar wie sein traditioneller Fingerabdruck. Nahmen die Wissenschaftler aus Colorado zwei beliebige der von ihnen untersuchten Personen heraus, so waren die auf ihren Händen lebenden Stämme durchschnittlich nur zu 13 Prozent identisch. Auch nach Monaten änderte sich ihr zahlenmäßiges Verhältnis zueinander bei einer Person so wenig, dass es mit dem der anderen Personen noch immer nicht zu verwechseln war. Selbst nach dem Händewaschen stellte es sich innerhalb weniger Stunden wieder her.

Blieben die Tastaturen unter normalen Wohnungsbedingungen unberührt, so wiesen sie noch nach 14 Tagen dieselbe bakterielle Gemengelage auf. In diesem Punkt wäre die neue Methode dem Sammeln herkömmlicher Fingerabdrücke überlegen. Denn diese bestehen hauptsächlich aus Feuchtigkeit und Fett. Die Feuchtigkeit verdunstet, das Fett verschwimmt bei höherer Temperatur oder Luftfeuchtigkeit. Nur die bakterielle DNA bleibt hartnäckig kleben.

Die Autoren weisen selbst darauf hin: Die neue Methode muss noch verfeinert werden. Denn wie sieht es etwa bei Objekten mit vielen Nutzern aus? Für den Anfang könnte das Verfahren am ehesten dabei behilflich sein, herauszubekommen, wer gewisse Fundstücke als Letzter benutzt hat.

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