Kommentar Frankreichs Atomkraftförderung: Nukleare Entwicklungshilfe

Die Botschaft aus Paris lautet: Wer nicht auf Atomkraft setzt, hat den Zug in die Zukunft verpasst und wird weltpolitisch marginalisiert.

Der Begriff der nuklearen Entwicklungshilfe wird nun wohl in den Wortschatz der Weltpolitik eingehen. Großmütig, wenn auch nicht ganz uneigennützig wollen die Atommächte, allen voran Gastgeber Frankreich und die Atomenergieagentur der OECD, den nuklearen Habenichtsen helfen, sich diese angeblich kostengünstige und zukunftsträchtige Quelle der Stromversorgung zu erschließen.

Prämisse ihrer internationalen Konferenz ist, dass der Energieverbrauch weltweit weiter steil ansteigen werde. Das wird nicht hinterfragt. Die strahlende Zukunft, die laut Organisatoren der Atomkraft gehört, ist da Synonym für unbegrenztes Wachstum, parallel zum Energiekonsum steigende Bruttoinlandsprodukte. Die Botschaft aus Paris lautet: Wer nicht auf Atomkraft setzt, hat den Zug in die Zukunft verpasst und wird weltpolitisch marginalisiert.

Alternative Szenarien der Entwicklung werden ebenso wenig ernst genommen wie alternative und erneuerbare Energiequellen. Für Sonne, Wind, Gezeiten, Biomasse oder Geothermie bleiben da nur Nischen.

Entscheiden kann und soll die Pariser Konferenz im Rahmen der OECD formell gar nichts. Aber das ist ja offenbar auch gar nicht notwendig, da die Prioritäten von den Teilnehmern ohnehin geteilt werden. Es geht nicht um die Frage Atomkraft ja oder nein. Sondern nur noch darum, wann und wie oder allenfalls wer wo als Lieferant auf dem jetzt erschlossenen Expansionsmarkt zum Zuge kommt.

Nicht hinterfragt wird auch die Behauptung, Atomstrom sei billig und bezüglich Treibhausgasen neutral oder gar "sauber". Denn das wären subversive Fragen. Wären grundsätzliche Zweifel an der Atomkraft erlaubt, müsste man sich ja womöglich eingestehen, dass das wirtschaftliche Entwicklungsmodell des "immer mehr" vor einer Sackgasse steht.

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Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.

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