Panne bei US-Terrorbehörde: Spanischer Bin Laden

Ein spanischer Politiker stand dem FBI Pate, als die Terrorfahnder ein aktuelles Bild von Osama Bin Laden entwarfen. Dumm nur, dass der Spanier nichts davon wusste und sein Bild aus dem Internet war.

Dank FBI plötzlich der meist gesuchte Mann: Gaspar "Osama" Llamazares. Bild: ap

MADRID taz | Eine Gruppe von Arbeitskollegen staunten nicht schlecht, als sie am Freitag in einer Kaffeepause die Homepage der spanischen Tageszeitung El Mundo anklickten. Dort prangte ein Fahndungsfoto des wohl meistgesuchten Menschen der Welt, Osama Bin Laden.

Es war nicht das übliche Bild mit Turban und langem Bart, sondern eine Fotomontage des FBI, das zeigen sollte, wie der Al Qaida-Chef mit gepflegtem Bart und wohlgekämmtem Haar aussehen könnte. "Der ist Llamazares verdammt ähnlich", meinte plötzlich einer der Kollegen in der Kaffeepause. Ein kurzer Abgleich mit Google und siehe da, er hatte recht. Die Haare und die Stirnpartie waren identisch mit einem Portrait des Abgeordneten der spanischen Vereinigten Linken (IU), Gaspar Llamazares. Eine E-Mail an El Mundo und der Skandal war perfekt.

"Was macht das Foto von Llamazares im Archiv des FBI", will der Chef der Linkskoalition rund um die Kommunistische Partei Spaniens, Cayo Lara, wissen. Die spanische Regierung forderte die USA zu einer Stellungnahme auf. Diese ließ nicht lange auf sich warten. Die US-Botschaft in Madrid rief bei Llamazares an, um sich zu entschuldigen. Ein FBI-Beamter habe gegen alle Anweisungen bei Google nach Material für seine Fotomontage gesucht und sei dabei zufällig auf das Foto von Llamazares gestoßen, hieß es.

Das neue Suchbild für Bin Laden. Bild: ap

Kaum hatte der Diplomat eingehängt, tauchte ein weiteres FBI-Fahndungsfoto auf. Es zeigte die zivile Ausgabe einer weiteren Al Qaida-Größe - Atiyah Abd al-Rahman. Und wieder hatte Llamazares Pate gestanden. Dieses Mal stiftete der Postkommunist neben seiner Haarpracht die Augen. Die US-Botschaft entschuldigte sich erneut.

"Ich hoffe, dass es wirklich ein Zufall war, denn wenn nicht, wäre dies sehr schlimm", erklärte Llamazares, der für seine US-kritische Haltung bekannt ist. Der 53-jährige Arzt aus dem nordostspanischen Asturien gehört seit zehn Jahren dem spanischen Parlament an. Von 2000 bis 2008 stand er der Vereinigten Linken vor. In dieser Legislatur ist Llamazares Sprecher des Auswärtigen Ausschuss des spanischen Parlamentes.

Er kündigte an, künftig an "keinerlei Veranstaltungen, die mit den USA zu tun haben", teilnehmen zu wollen. "Die Sicherheit von Bin Laden ist nicht gefährdet, meine schon", sagt Llamazares, der sich überlegt, rechtliche Schritte gegen die USA einzuleiten.

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