Streit der Woche: Tannenbaum-Brimborium für alle
Nur Weihnachten in die Kirche gehen ist nicht verlogen, findet der Atheist Carsten Frerk: "Genauso wenig wie nur zur WM Fußball gucken". Die Grüne Katrin Göring-Eckhardt hat viel christlichere Argumente.
BERLIN taz | Im Streit der Woche der sonntaz sind sich Atheisten und Christen einig, dass ein weihnachtlicher Kirchenbesuch nicht verlogen ist – wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen. „Weihnachten ist ein mehrtägiges Brimborium mit Orgelklang, Tannenbaum, und Geschenken von der größten Event-Agentur der Welt“, schreibt Carsten Frerk, der im Sommer die „Atheistenbus“-Kampagne mit organisierte. „Nur Weihnachten in die Kirche zu gehen ist genau so wenig verlogen, wie nur zur Weltmeisterschaft Fußball zu gucken.“
Auch die Präses der Synode der evangelischen Kirche, Katrin Göring-Eckardt, meint, dass alle guten Gewissens zum Weihnachtsgottesdienst gehen könnten. „Die christliche Botschaft ist alles andere als exklusiv für regelmäßige Gottesdienstbesucherinnen und -besucher“, argumentiert Göring-Eckardt in der sonntaz. „Und die sich auf den Weg in den Gottesdienst machen, wollen sicher ganz Unterschiedliches. Mann kann es kitschig finden, dass die bekannten Lieder gesungen werden. Aber Menschen, die sich berühren lassen, gehen reicher als sie kamen.“
Ganz anders sieht es der Schüler Christian Tietgen. Durch überfüllte Kirchen würde Weihnachten seine Ernsthaftigkeit verlieren. Viele würden nur hingehen, weil sie ein schlechtes Gewissen haben und sich womöglich zu Tode langweilen. „Wenn ich gläubig wäre, würde ich mich freuen in der Kirche auf Gleichgesinnte zu treffen“, schreibt Tietgen in der sonntaz. „Man sollte sich stattdessen mit Leuten treffen, mit denen man sich wirklich gut versteht. Schließlich ist es das 'Fest der Liebe'.“
Im Streit der Woche kommen außerdem Rudolf Ladwig, Vorstandsmitglied im Bund der Konfessionslosen und Atheisten, ein Notfallseelsorger und ein Managementberater zu Wort.
Leser*innenkommentare
Christian Alexander Tietgen
Gast
Danke für die Erwähnung.
Hartmut Schrewe
Gast
Volle Kirchen sind letztendlich nicht mehr, als ein Teil eines vollkommen verlogenen Weihnachtsfestes. Nur ein Bruchteil der Menschen, die es feiern, glauben an Christus, an die Bibel etc.
Muss man ja auch nicht. Tue ich auch nicht. Nur feiere ich auch seit zwanzig Jahren kein Weihnachten mehr. Was unglaublich entspannende Nebenwirkungen hat, wie zum Beispiel sich dem Komsumterror entziehen zu können.
Doch ich respektiere auch den Glauben anderer Menschen. Und genau deshalb verstehe ich dieses Weihnachtsfest nicht. Wenn es wirklich um die Feier der Geburt des Messias geht, wieso reichen dann nicht kleine liebevolle Geschenke aus? Zum Fest der Liebe.
Auch das Argument, dass man sich spätestens dann Weihnachten nicht mehr entziehen kann, wenn Kinder ins Spiel kommen, verstehe ich nicht. Nur weil auch alle anderen Kinder Geschenke kriegen? Für wie blöd halten die Menschen denn ihre Kinder, dass sie glauben, die würden es nicht verstehen, wenn man ihnen erklärt, wieso man diese Konsumorgie nicht mitmachen will. Ja, vielleicht gibt es enttäuschte Gesichter. Aber die gibt es auch, wenn der Fernseher ausgemacht wird, oder das Kind nicht die teuren Markenklamotten seines Kumpels aus der Schule bekommt.
Weihnachten ist nichts weiter als ein kollektiver Konsumvollrausch mit borgmäßigen Ausnahmen. – Sie werden assimiliert. Widerstand ist zwecklos – Dabei muss man gar keinen Widerstand leisten. Man muss es einfach nur lassen. So simpel ist das. Und ich wette, ohne Geschenke wäre die Anzahl der Menschen, die Weihnachten feiern sehr gering und somit auch die Kirchen leer. Denn sie gehören schlicht nur zu der Inszenierung dazu. Genauso wie die Glühweinbude und der vorprogrammierte Familienstreit.
Marchalina
Gast
Die Frage könnte sein für was steht Weihnachten?
Eventuell könnte es sein das die Machtinstitution Kirche Dinge vereinnahmt hat, welche ein natürliches Bedürfnis der Menschen darstellt. Daher könnte es auch sein das der Mensch in jeder Religion die "Wahrheit" findet, aber sich dann doch nicht fremden "Mächten" seinen Glauben schenken möchte.
Bsp. ich gehe nun seit vielen Jahren auf eine Wiese mein natürliches Bedürfnis (wohlgemerkt für mich und auch andere) ist es, wenn Lust verspüre wird dort den Müll aufzusammeln. Diese Wiese stand auch all die Jahre im Gleichgewicht mit seiner Umwelt.
Nun kommt ein Mensch der große natürliche Müllsammelplätze zu Ihrem religiösen Totems ausbaut(bedeutet zu archaischen Anbetungsstätten und das wortwörtlich) und nun behauptet der menschliche Müllchefin zu sein. Angesprochen wird es bestritten, aber wer Zeichen setzt wo früher freier Wille herrschte und so tut als wäre der einzelne Mensch, die alleinige Macht, scheint wohl Ursache und Wirkung doch (zu mindestens für mich) zu erklären.
Also Weihnachten könnte mit dem natürlichen Phänomen zusammenhängen, welches mit wie kürzester Tag Wintersonnenwende oder Antidepressiva gegen die Jahreszeit um sie durchzustehen.
Also diese Festtage sind dann vielleicht uralt, älter als die Kirche und das entspringen dem natürlichen Bedürfnis und dann kommt eine Macht, die um jeden Preis
unterdrücken, lügen und herrschen will, die dieses natürliche Bedürfnis an sich reißt und wer heutzutage Lust hat sein natürliches Bedürfnis zu leben bleibt an der Kirche kleben. Selbige Phänomene sind auch östlichen Religionen zu finden.
Alles natürlich nur Theorie
Frohen PersonenKult ;O)
Gockeline
Gast
Wir brauchen nicht mal den Tannenbaum um Weihnachten zu spüren.
Freunde einladen tun wir das ganze Jahr über doch auch.
Familie einladen um Liebe zu heucheln,die sich sonst nicht mehr verstehen ist genauso heuchlerisch.
Vielleicht ein Grund um neu anzufangen mit dem Frieden.
Warum versucht man die christlichen Feiertage immer anzugreifen?
Es hat immer allen freie Tage beschehrt und auch Glücksmomente.
Viele suchen nur das schlechte in solchen Tagen zu sehen.
Das produziert jeder für selber selbst.
Es liegt also in jeder Person letzlich,ob er Frieden will und feiern.
Wer es nicht mehr kann der stänkert herum und stiftet Unfrieden.
vic
Gast
Weihnachten ist ein Tag wie jeder andere. Die Einen gehen in die Kirche, andere in die Kneipe, wieder welche bleiben zu hause, renovieren die Wohnung oder hängen einfach nur ab.
Nichts davon ist verlogen.
Wär nur schön, wir würden die Bäume draußen im Boden lassen wo sie hingehören.
Martin
Gast
Zum Bild:
Die Tracht paßt nicht so recht zum Plastikbaum - soviel zur Tradition.
hto
Gast
"Katrin Göring-Eckardt, meint, dass alle guten Gewissens zum Weihnachtsgottesdienst gehen könnten."
Jeder WAHRHAFTIGE Christ, kann nicht guten Gewissens sein, wenn er dem weihnachtlichen Götzendienst die Unbedenklichkeit bescheinigen würde - alles was die Konfusion in Unwahrheit steigert ist abzulehnen.
Christus steht nicht für Leichtfertigkeit in Konsumautismus und Sündenbocksuche, auch wenn die "Geistlichkeit" meint dies durch ihre Theologie wissenschaftlich zu bestätigen!