Neuer Greenpeace-Chef Kumi Naidoo: Unbedacht für "Golden Rice"

Der neue Chef von Greenpeace International Kumi Naidoo sorgt für Aufregung: Mit unbedachten Äußerungen zum Genreis "Golden Rice" brachte er die Öko-Szene gegen sich auf.

Der neue Greenpeace-Chef sorgte schon jetzt für Kontroversen. Bild: ap

BERLIN taz | Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte Naidoo gefragt, was er als Afrikaner dagegen habe, dass die Gentechnik den "Goldenen Reis" hervorgebracht habe. Diese Reissorte soll nach Industrieangaben unterernährte Kinder mit Vitamin A versorgen und davor schützen, zu erblinden.

Über diese Frage habe er "ein ganzes Wochenende nachgedacht", antwortete Naidoo laut Spiegel. "Ich habe keine naturwissenschaftliche Erfahrung, und deshalb will ich auch alle unsere wissenschaftlichen Positionen noch einmal untersuchen. Wir müssen sichergehen, keine neue, richtige Entwicklung zu verpassen."

Eigentlich lehnen Greenpeace-Experten seit Jahren den Goldenen Reis kategorisch ab. Auch am Montag sagte Stephanie Töwe von Greenpeace Deutschland der taz: "Das Interview ändert nichts an unserer Position. Es ist völlig unklar, wie viel Vitamin A nach dem Kochen und Lagern überhaupt im Menschen ankommen würde."

Auch bei Töwes Kollegin beim Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), Heike Moldenhauer, stießen die Äußerungen des Greenpeace-International-Chefs auf Widerstand. "Man muss ihm vorwerfen, dass er nicht auf die Fachexpertise in seinem eigenen Haus zurückgreift", sagte Moldenhauer.

Die Experten hätten ihm erläutern können, dass Gentechfirmen den Reis nur nutzen würden, um sich einen humanitären Anstrich zu geben. Die meisten gentechnisch veränderten Pflanzen haben keinen gesundheitlichen Vorteil, sondern sind gegen Pestizide resistent. Steffi Ober vom Naturschutzbund (Nabu) bezeichnete es als "blöd, solche Vorlagen zu geben, die missinterpretiert werden können".

Besonders negativ schneiden die Naidoo-Äußerungen bei Aktivisten ab, die nicht in den großen Verbänden organisiert sind - zum Beispiel bei Philipp Brändle von der Gruppe "Witzenhäuser Agrarstudierende, Landwirte und Gärtner für eine Gentechnik-freie Landwirtschaft": "Das ist nachteilig für meine persönliche Arbeit", sagt Brändle.

Greenpeace wies die Vorwürfe zurück. Da die Organisation ihre Position nicht ändere, würden Gentechnikgegner auch nicht geschwächt, sagte Töwe. Einem Sprecher von Greenpeace Deutschland zufolge hatte Naidoo sehr wohl mit seinen Experten über die Agrogentechnik gesprochen. Der Verband überprüfe seine Positionen ständig.

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