Berliner Radiolandschaft: Multikulti will wieder ins Radio

Seit Neujahr ist der multikulturelle Sender nur im Internet zu empfangen. Gerne hätten die Macher wieder eine richtige Frequenz. Freitag tagt der Medienrat

Für Unkundige: Funktioniert so ähnlich wie ein Computer, nur ohne Internet, und nennt sich Radio Bild: reuters

Der Bär sitzt im Sessel und drückt die Daumen. Er hofft darauf, dass er bald Tele5 im Fernsehen gucken kann - behaupten jedenfalls die Werber, die für den TV-Kanal das Bärenplakat gestaltet haben. Es soll den Medienrat Berlin Brandenburg dazu bewegen, den Spielfilm-Sender zuzulassen. Ohne Plakate, aber mit prominenter Unterstützung versucht auch Radio Multicult 2.0, eine Frequenz zu bekommen. Am Freitag tagt der Medienrat.

Der letzte Ton von Radio Multiculti, 14 Jahre lang ein Vorzeige-Integrationsprojekt des RBB, wurde am 31. Dezember 2008 um 22 Uhr gesendet. Fünf Minuten später ging das Nachfolgeprojekt on air - allerdings ehrenamtlich und nur im Internet. Wie beim Vorgänger wird auf Arabisch, Türkisch, Deutsch, Russisch, Englisch, Vietnamesisch und weiteren Sprachen gesendet, im Programm läuft vor allem Weltmusik. Auch aktuelle Nachrichten aus Politik und Kultur, Reportagen, Interviews und Veranstaltungstipps gehören sind zu hören. Der Tagesreport "Eingefangen" befasst sich mit aktuellen Brennpunkt-Themen aus der Region.

5.000 Zuhörer verzeichnet die Website täglich. Brigitta Gabrin, die Projektleiterin des Senders, schätzt jedoch, dass auf anderen Internet-Portalen noch mal doppelt so viele Menschen pro Tag einschalten. Das sei technisch allerdings nicht zu messen.

Der Sender kann seit kurzem außerdem auf prominente Unterstützer zählen. Im September gründeten das Multicult-Team einen Stifterverein für interkulturelle Medienförderung. Zu den Gründungsmitgliedern zählen unter anderen die Integrationsbeauftragten der Länder Berlin und Brandenburg, Günter Piening und Karin Weiss, der frühere Direktor des SWR, Uwe Rosenbaum und die Vorsitzende der Föderation Türkischer Elternvereine, Berrin Alpbek.

Mittlerweile gehören auch Politiker wie Cem Özdemir (Bundesvorsitzender der Günen) oder Christian Hanke (SPD), Bezirksbürgermeister von Mitte zum Stifterverein. Vereinsmitbegründerin Gabrin freut sich, dass Politiker aller Parteien das Projekt unterstüzten. Jetzt fehle nur noch der Sendeplatz.

Der Medienrat könnte auf seiner heutigen Sitzung theoretisch eine Frequenz an Multicult 2.0 vergeben. Es gibt allerdings nur zwei Frequenzen, die dafür in Frage kämen, denn der Luftraum über Berlin ist voll. Nach dem Mauerfall wurden nicht nur zwei Stadtteile vereinigt, sondern auch zwei Frequenzgebiete, viele Funkwellen waren doppelt belegt.

Anderseits ist der Medienrat frisch besetzt: Fünf von sieben Mitgliedern werden zum ersten Mal an der Sitzung teilnehmen und sich grundsätzlich über die Medienlandschaft Berlin-Brandenburgs und die Forderung nach einer Frequenz für Radio Multicult 2.0 informieren. Vielleicht spürt der Rat auch den politischen Druck des Stiftervereins - und den des Bären.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.