Krankenhaus: Ein Riegel gegen Korruption

Das Klinikum Bremen-Mitte will den reibungslosen Ablauf seines Neubaus sicherstellen. Es hat als erstes deutsches Klinikum einen Bestechungsexperten beauftragt.

Großes Objekt, große Versuchung: Das Klinikum Mitte von oben Bild: Archiv

Der Bremer Klinikverbund Gesundheit Nord will beim Neubau des Klinikums Bremen-Mitte der Korruption einen Riegel vorschieben. Dafür hat er mit der unabhängigen Organisation Transparency International einen "Integritätsvertrag" geschlossen. Ein von Transparency ernannter Bauexperte wird den Neubau während der Planungs- und Bauphase überwachen.

Eine Zusammenarbeit zwischen einem Unternehmen und Transparency hat es in Deutschland bislang erst ein Mal gegeben. Seit 2005 überwacht die Organisation den Neubau des Berliner Flughafens Schönefeld. In der ersten Bauphase war das Projekt noch aufgrund von Korruption gescheitert. "Seit Transparency an Bord ist, gibt es keine Anzeichen mehr dafür", versichert der Ethik-Beauftragte der Organisation, Michael Wiehen.

Diesen Erfolg verspricht sich auch der Gesundheit Nord-Geschäftsführer Diethelm Hansen von der Zusammenarbeit. Als Berliner ist er auf das Projekt in Schönefeld aufmerksam geworden und hat den Kontakt zu Transparency gesucht. "Wir stehen momentan kurz davor, den Auftrag an einen Generalplaner zu vergeben", sagt Hansen. In dieser wichtigen Phase sei es wichtig, eine reibungslose Umsetzung der Vergabe zu gewährleisten. Denn bei einem Auftragsvolumen von 230 Millionen Euro bestünden zahlreiche Möglichkeiten für Korruption.

Der Mann der künftig in Bremen darüber wachen soll, dass alles mit rechten Dingen zugeht heißt Jürgen Gotthold. Der Jurist war bis 1987 Professor an der Bremer Universität und bringt eine langjährige Erfahrung in der Überwachung von Bauprojekten mit. Der "Monitor", wie der Sachverständige im Transparency-Sprech heißt, will vor allem auf die Auftragsvergabe und die Abrechnungen einen genauen Blick werfen: "Hier besteht die größte Gefahr, dass es zu Unregelmäßigkeiten kommt", sagt er.

Gibt es solche Verstöße, werden laut Integritätsvertrag Sanktionen verhängt. Das betroffene Unternehmen muss einen Schadensersatz zahlen oder es verliert den Auftrag.

Die Vorsitzende von Transparency Deutschland, Sylvia Schenk, spricht der Überwachung von so großen Bauprojekten wie in Bremen eine besondere Bedeutung zu: "Gerade im Gesundheitsbereich gibt es eine ständige Diskussion um verschwundene Gelder. Hauptgrund dafür ist die mangelnde Transparenz." Zudem seien nach dem Beschluss des Konjunkturprogramms Grenzen für die Auftragsvergabe angehoben oder ganz abgeschafft worden. "Das lässt das Korruptionsrisiko gewaltig steigen", sagt Schenk.

Dabei sei Korruption kein Kavaliersdelikt. "Am Ende steigen entweder die Baukosten immens oder es wird an Sicherheitsvorkehrungen und Qualität gespart", so Schenk.

Der Klinikverbund Gesundheit Nord lässt sich den Sachverständigen für die Dauer des Projektes "eine Summe, die unter 200.000 Euro liegt" kosten, so Geschäftsführer Hansen. Ein vertretbarer Preis, im Gegensatz zu den Schäden, die durch Korruption entstehen könnten, findet er. Gelingen die Arbeiten am Neubau reibungslos, plant die Klinikleitung den Neubau in vier Jahren zu beziehen.

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