"Unerhört"-Protokoll: "Das Land ist dicht"

Leute, die per Boot über das Mittelmeer nach Europa flüchten wollen, sollten nicht einfach zurückgeschickt werden, meint Maxim Sodji. Er selbst wurde in Rostock schon auf dem Weg zur Disko verprügelt.

Redet gern über Politik: Maxim Sodji aus Rostock. Bild: privat

Oh, es gibt viel, was ich mir wünsche! Es gibt in Deutschland immer noch Angriffe auf Menschen wegen ihrer Hautfarbe oder Herkunft - das ist nicht akzeptabel.

Alle, die nach Deutschland gekommen sind, haben einen Grund dafür. Um Deutschland überhaupt zu erreichen, muss man Mut haben. Man muss viele Ideen im Kopf haben. Durch das Schengen-Abkommen ist das Land dicht. Leute, die ein Boot über das Mittelmeer nehmen, um nach Europa zu kommen - also, ich würde das nicht machen. Und ich glaube ganz schön viele Leute würden das nicht machen, weil sie wissen, dass man dabei sein Leben verlieren kann.

Aber wenn man in Not ist, dann versucht man alles. Und das muss die Politik in Deutschland auch anerkennen und eine allgemeine Lösung finden, anstatt die Leute wieder nach Hause zu schicken. Ich glaube, das ist mein größter Wunsch. Das ist das Erste, was man im Kopf von Politikern ändern muss.

Außerdem wünsche ich mir grundsätzlich die Verbesserung der Situation aller Menschen in Deutschland. Ich komme aus Togo und bin seit fast elf Jahren hier in Deutschland. Und ich habe auch schon viele Vorschläge an die Bürgerschaft gemacht, hier in Rostock, wo ich wohne. Ich bin selbst kein Politiker, aber ich rede gern über Politik.

Es gab hier auch Probleme mit Rassismus. Für mich selbst nicht mehr so viele, weil ich sehr kontrollierte Bewegungen mache. Ich gehe nirgendwohin, wo ich weiß, dass ich vielleicht Probleme haben würde.

Aber im Jahr 1998 bin ich einmal gemeinsam mit einem Landsmann niedergeschlagen worden. Wir waren damals noch ziemlich neu in Deutschland, und wir wollten einfach einmal in die Disko gehen - wie alle jungen Leute. Auf dem Weg dahin kamen auf einmal fünf Jungs auf uns zu und haben uns angegriffen und geschlagen. Zum Glück war jemand mit dem Auto in der Nähe, der hat sofort die Polizei angerufen. Mein Landsmann hat allerdings seitdem Probleme mit seinem Fuß.

Ich wünsche mir generell, dass Täter schneller vor Gericht kommen und ein schnelles Urteil bekommen. Wenn man eine Tat begeht im Jahr 2000 - und es dauert bis zum Jahr 2010, bis endlich ein Urteil kommt. Ich glaube, das hat keinen Sinn.

PROTOKOLL: KIRSTEN KÜPPERS

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