Frauenfußball-Zeitschrift "11 Freundinnen": Schwester mit eigenem Stil

Die Macher von der Kickerzeitschrift "11 Freunde" haben den Frauenfußball entdeckt: Das Magazin "11 Freundinnen" erscheint fortan als Beileger - mit Blick auf 2011.

Hoffen auf eine Wiederholung des Sommermärchens von 2006: Fußballerin Kim Kulig bei der Arbeit. Bild: dpa

Normalerweise werden die Macher des Fußballmagazins 11 Freunde mit Lob überschüttet. Kürzlich gab es jedoch eine besorgte Anfrage vom Online-Leserstammtisch: Ob sie denn jetzt den Verstand verloren hätten? Anlass ist ein kleines Heftchen, das der aktuellen Ausgabe beiliegt: 11 Freundinnen. Die Macher sind durchaus bei Trost und möglicherweise sogar schlauer als die eigene Leserschaft. Und als die Konkurrenz obendrein, indem sie als Erste auf einen Zug aufspringen, während die anderen noch die Koffer packen.

2011 findet in Deutschland die Frauen-WM statt und der Mix aus Favoritenstellung und Event-Anspruch des Gastgebers lässt manchen auf eine Wiederholung des Sommermärchenrauschs von 2006 hoffen. Ranghohe Frauenfußballfans gibt es genug, von DFB-Chef Zwanziger bis Bundespräsident Köhler. "Es bietet sich total an", sagt Jens Kirschneck, der für das neue Heft verantwortlich ist. "Immerhin gibt es eine Million organisierte Frauen im DFB, und die sportlichen Erfolge sind auch da." Es gebe lediglich ein Frauenfußballmagazin (FFM) aus einem Aachener Fachverlag, bei dem die Chefredakteurin Martina Voss zugleich Bundesligavereinstrainerin sei.

"Wir wollen das 11-Freunde-Konzept ausweiten", sagt Kirschneck. Zurück in die Zukunft, wenn man so will, denn schon einmal wurde ein weitgehend brachliegendes Terrain beackert. Vor neun Jahren gehörte Kirschneck zur kleinen Bielefelder Clique von Arminia-Fans, die das überregionale Fußballfanmagazin 11 Freunde ohne einen potenten Verlag aus der Taufe hoben. Mit der Ausrichtung als "Magazin für Fußballkultur" bewiesen sie ein Marktlückengespür, das alle Skeptiker widerlegte. Schnell fanden sich bedeutend mehr als elf Freunde, die der Ergebnisberichterstattung, Statistikhuberei und Sensationshascherei von Sport-Bild und Kicker eine lockere, stark popkulturell geprägte Sicht auf das Fußballgeschehen vorzogen. Nach dem Einstieg des Intro-Verlags kletterte die Verkaufsauflage des in Berlin produzierten Hefts auf aktuell 70.000, während alle vor der WM 2006 geborenen Lifestylefußballmagazine (Rund, Player) starben.

11 Freundinnen ist nun der zweite Spin-off nach dem Freizeitkickerheft Bolzen. Jens Kirschneck findet Frauenfußball genauso schön und spannend wie die etabliertere Männervariante - und so formuliert er auch den journalistischen Anspruch an sein Heft. Allerdings werden Fußballerinnen nicht als Popstars inszeniert. "Die sind sehr bodenständig und noch nicht wie die Profimänner durch die Medienschulung gegangen. Die sagen stets noch was, wenn sie reden." So wie Nationalelf-Star Kim Kulig, mit der zum Titelinterview ein exklusives Fotoshooting gemacht wurde. Außerdem gibt es Reportagen, zum Beispiel über den Neustart der US-Profiliga, ein Porträt über den Torwarttrainer beim FFC Frankfurt und skurrile Nachrichtenfundstücke: Im "Ladykracher" erfährt man von einer Essener Torhüterin, die im Duett mit einer Verteidigerin eine Torschützin vermöbelt hat.

Den Anzeigenkunden gefällt diese Mischung - was Kirschneck freut, weil man ja auch sehen müsse, wie man das Heft "wirtschaftlich wuppen" kann. Die Finanzierung klappt so gut, dass der Heftumfang vielleicht schon bald 36 Seiten überschreitet. Kurz vor der WM 2011 geht es dann auch separat an die Kioske.

Ob irgendwann auch ein 11 Freundchen für die Bravo-Generation die Printfamilie vergrößern wird, vermag Kirschneck nicht zu sagen. "Wir sind immer noch ein kleiner Laden und mit neuen Projekten vorsichtig." Erstmal sei er sehr glücklich über die 11 Freundinnen. Weil sie Charme hat, aber "eine Schwester mit eigenem Stil" ist.

Jens Kirschneck, Redakteur "11 Freundinnen"

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