Natürliche Lebensmittel: Wahlkampfthema Gentechnik

Gentechnikgegner blasen zur Offensive und organisieren zahlreiche Proteste. Eine neue Umfrage sichert ihnen die Unterstützung selbst von FDP-Wählern zu.

Zurück zur Natur: Die Gentechnik-Gegner wollen keine manipulierten Lebensmittel. Bild: dpa

Auch die Gentechnikgegner treten in die heiße Wahlkampfphase ein. In den kommenden Tagen protestieren sie mit diversen Demonstrationen und Info-Aktionen gegen Gentechnik in der Landwirtschaft. Auf einem Protestlauf in Berlin am Freitag werden Demonstranten, unterstützt von den Demoaktivisten der Rebel Clown Army, zum Bundesverband deutscher Pflanzenzüchter marschieren. Aufgerufen wurde zu der Veranstaltung aus der Projektwerkstatt Saasen.

Danach wollen die Aktivisten auf Guerilla-Picknicks für gentechnikfreie Nahrung werben. Die Organisatoren fordern dazu auf, selbst organisiert mit gentechnikfreiem Essen an verschiedenen Orten zu picknicken, an denen sich gegen Agrogentechnik zu protestieren lohnt - inklusive Transparenten und kritischen Liedern.

In Groß Lüsewitz bei Rostock werden am Wochenende Vorträge über Gentechnik in der Landwirtschaft informieren. In Magdeburg werden am Wochenende ebenfalls Dokumentarfilme zum Thema gezeigt. Die Termine sind unter gentechnikfilz.blogspot.de abrufbar. Grund der Protestaktionen ist der vermeintliche Filz innerhalb der zuständigen Genehmigungsbehörden. Die Beamten der Behörden stünden der Biotechnologie-Industrie zu nahe. Eine unabhängige und kritische Risikoforschung sei so nicht zu haben. Laut einer Studie im Auftrag der Grünen-Bundestagsabgeordneten Ulrike Höfken haben sich Wissenschaft und Behörden in den letzten Jahren immer mehr auf industrielle Interessen hin ausgerichtet. Strengere Richtlinien und kritische Forschung seien so nicht zu erwarten.

Die Interessen der Wähler hingegen sind andere: Im Endspurt vor der Bundestagswahl hat die Initiative "Vielfalt ernährt die Welt" eine Umfrage veröffentlicht, die Aufschluss über den Einfluss des Themas Gentechnik in der Landwirtschaft auf das Wahlverhalten der Bundesbürger gibt. In Deutschland würden demnach 41 Prozent der Wählerinnen und Wähler eine Partei "eher nicht" wählen, wenn sie sich für die Zulassung gentechnisch veränderter Lebensmittel aussprechen würde. Nur 3 Prozent würden eher für eine solche Partei stimmen, dem Rest von 54 Prozent wäre es egal. Das stelle ein eindeutiges Votum gegen die Gentechnik dar, sagte die Vorsitzende des BUND-Landesverbandes Baden-Württemberg, Brigitte Dahlbender, bei der Vorstellung der Studie: "Überraschend klar wurde dabei, dass selbst Faktoren wie politische Einstellung, Alter, Bildungsniveau oder Einkommen kaum eine Rolle spielen."

Die Initiative "Vielfalt ernährt die Welt" hat sich Anfang des Jahres aus den Landesverbänden verschiedener Organisationen wie Bioland, BUND oder dem Verband katholisches Landvolk gegründet. Ihr Ziel ist es, dem Thema Gentechnik im Wahlkampf Gewicht zu verleihen. Am Sonntag gibt es in Ulm die nach Angaben der Initiative größte Veranstaltung gegen Gentechnik in Deutschland.

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