Video der Woche: Als Künast still wurde

Grünen-Spitzenkandidatin Künast muss sich in der ersten Folge des neuen Web-Formats von tagesschau.de zeigen lassen, dass ihre Homepage mit Atomstrom läuft.

Weder Renate Künast noch Moderator Becker wirkt durch die Webcam schöner. Bild: Screenshot tagesschau.de

BERLIN taz | Man muss nicht immer auf den Tisch hauen, so dass die Laptops springen. Das sagt die Spitzenkandidatin der Grünen, Renate Künast, in der ersten Folge von "Netzrauschen". Das neue Web-Format von tagesschau.de soll sich um den Bundestagswahlkampf im Netz drehen. Tolle Idee, könnte man meinen.

Grässliches Bild, muss man sagen. Aber das ist wohl Absicht. Niemand kann der TV-Nachrichtensendung Tagesschau ernsthaft vorwerfen, sie könne kein Fernsehen. Doch in "Netzrauschen" sitzt Moderator Jan Hendrik Becker mit Künast in einem eher minder geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer vor der Webcam. Zwischendurch ist der Moderator Becker nur halb im Bild, Künast selbst kündigt er zu Beginn mit einem grünen Blatt Papier an, das er langsam vor ihrem Gesicht weg zieht.

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Soll das cool sein? Wahrscheinlich. Es bleibt aber optisch genauso hip, wie eine Live-Übertragung vom Kaffeekränzchen mit Kohl und Merkel. Vielleicht liegt es an der miesen Beleuchtung, dass Renate Künast sich kein einziges Mal ein Lächeln abringen kann.

Und gleich am Anfang gibt es einen Kalauer: "Frau Künast, Sie machen richtig Wind im Netz." Na wer da nicht vor Lachen seinen eigenen Laptop umschmeißt, der hat noch nie von erneuerbarer Energie gehört. Zum Glück wird es gleich danach inhaltlich interessanter.

Denn wie Renate Künast sich auf die Frage nach dem Strombetreiber für ihre eigene Homepage nervös durchs Gesicht fährt, ist einen zweiten Blick wert. Ein Teil der Energie für die grüne Seite käme von Vattenfall, so der Vorwurf des Moderators. Aber trotz der anfänglichen Nervosität bleibt Künast ruhig und kontert den Atomstrom-Vorwurf etwas gestelzt, aber souverän. Das sei eine Anregung, die sie gleich mit nach Hause nehmen würde. Damit sämtliche Seiten der Partei in Zukunft mit grünem Strom laufen.

Später soll sich jedoch heraus stellen: Renate Künasts Seite läuft mit Wasserkraft. Sie ist lediglich bei einer Firma registriert, die mit konventionellem Strom betrieben wird. Also können die Grünen durchatmen.

Auch beim Poker um die meisten neuen Arbeitsplätze bleibt Künast gelassen. Die Grünen versprechen eine Million neue Jobs, die SPD pokert höher mit vier Millionen. Etwas "Produktpiraterie" in Bezug auf das Programm der Grünen sei da bei der SPD mit im Spiel, sagt Künast. Und sie fragt: "SPD, wo warst Du als es viele Dinge zu erledigen gab unter Rot-Grün?"

Dann lobt sie die SPD aber auch wieder, natürlich auf Kosten der CDU. Die SPD habe immerhin einen Plan. Die CDU tauche ganz ab, weil sie gar nichts zu zeigen habe. Außer der Kanzlerin. Wie sie den Plan der SPD allerdings bewertet – dazu schweigt sich Künast aus. Ungewöhnlich ruhig für die Grünen-Politikerin, aber gerade deshalb sehenswert.

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