Das Elektroauto e6 soll 2010 kommen: Der chinesische Traum

Der Autobauer BYD will mit einem serienfähigen Elektroauto den Markt aufrollen. Für die Konstruktion der Elektroautos soll auch VW ins Boot geholt werden.

Bisher wurden in China nur 2000 Autos mit alternativen Motoren verkauft, das soll sich 2010 ändern. Bild: dpa

PEKING taz | Noch ist das chinesische Elektroauto e6 ein Phantom. Auch im Autohaus von Bi Ya Di (BYD) an Pekings Östlicher Kanalstraße warten bislang nur normale Mittelklassewagen mit Benzinmotor auf Käufer. "Heute haben schon vier Interessenten nach dem Elektroauto gefragt" sagt Lin Zhaomin. "Aber wir verkaufen es noch gar nicht."

Lin ist Manager des Autosalons. Die Firma BYD ist fast über Nacht berühmt geworden: Der Autohersteller will elektrisch betriebene Pkw konstruieren, die sparsam, umweltfreundlich und erschwinglich sind. Dazu würde er gern die deutsche Volkswagen AG mit ins Boot holen. BYD-Vorstandschef Wang Chuanfu und sein VW-Kollege Martin Winterkorn haben bereits eine Absichtserklärung unterzeichnet, "Möglichkeiten der Zusammenarbeit" bei Hybrid- und Elektrofahrzeugen zu prüfen.

Ein Hybridauto mit gekoppeltem Elektro- und Benzinantrieb produziert BYD bereits: das Modell F3DM. Aber das läuft vorerst nur in kleiner Zahl vom Band.

Auch die Euphorie über den schnellen Einstieg eines chinesischen Elektrowunderautos auf den internationalen Automarkt ist inzwischen Ernüchterung gewichen. 2008 war BYD erstmals einer breiteren Weltöffentlichkeit bekannt geworden, als der US-Investmentguru Warren Buffet trotz Wirtschaftskrise 230 Millionen US-Dollar in das Unternehmen steckte und sich damit einen Anteil von 10 Prozent sicherte - offenbar in Erwartung anständiger künftiger Renditen. Im Januar zeigte BYD den e6 als Modell bei der Automesse in Detroit. Kurz danach begann der Verkauf der ersten BYD-Hybrid-Autos in Südchina.

Der Aufstieg von BYD zum Hoffnungsträger der Branche ist so erstaunlich wie die Karriere des Chefs: Der heute 43-jährige Wang, ein studierter Chemiker, hatte das Unternehmen 1995 in Shenzhen gegründet, der an Hongkong angrenzenden Metropole. Er spezialisierte sich zunächst auf die Produktion wiederaufladbarer Batterien. Innerhalb weniger Jahre stieß er in die Riege der weltgrößten Hersteller von Handy-Batterien vor. Mittlerweile beschäftigt BYD rund 130.000 Mitarbeiter in elf Fabriken.

2003 kaufte Wang einen maroden staatlichen Autokonzern und begann, die ersten BYD-Fahrzeuge zu produzieren. Der Elektromotor des Hybridautos F3DM soll 80 Kilometer weit kommen, bis die Lithium-Eisenphosphat-Batterie aufgeladen werden muss. Der e6 soll einst sogar 300 Kilometer schaffen - mehr als alle bisherigen Konkurrenten. Die Batterien könnten 2.000-mal vollständig aufgeladen werden, so der Konzern.

Peking fördert die Entwicklung neuer Motortypen mit umgerechnet 1,5 Milliarden US-Dollar. Damit soll die Herstellung von 60.000 umweltschonenden und energiesparenden Autos subventioniert werden. Getestet werden die Fahrzeuge zunächst als Taxen und Dienstautos. Für das Projekt verantwortlich ist Wissenschafts- und Technologieminister Wan Gang, der in Deutschland Antriebstechnik studierte und später als leitender Ingenieur bei Audi arbeitete.

2008 wurden in China erst rund 2.000 Autos mit alternativen Motoren verkauft. Dazu gehören neben Elektro- und Hybridfahrzeugen auch Autos, die mit Biodiesel oder auf Wasserstoffbasis fahren. Laut BYD-Zentrale sind "ein paar hundert" F3DM-Hybridautos dabei.

Bis vollständig elektrisch betriebene Autos auf den Straßen Pekings zur echten Alternative werden, dürfte es noch dauern. BYD hat den e6 für 2010 angekündigt, er soll dann rund 28.000 Euro kosten. "Kommen Sie gegen Jahresende wieder", rät der freundliche Lin im BYD-Autohaus. "Dann kann ich Ihnen sicher mehr sagen."

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