Demographie in Deutschland: Mehr Frauen ohne Kinder

Die Kinderlosigkeit, nicht der Trend zu weniger Kindern, drückt laut Statistischem Bundesamt die Geburtenrate. Viele der 40- bis 44-jährigen Frauen bleiben ganz ohne Nachwuchs.

Viele Frauen entscheiden sich ganz gegen Kinder - und damit auch gegen Kinderlärm im Garten. Bild: dpa

BERLIN taz | Immer mehr Frauen in Deutschland bleiben kinderlos. Das besagen neue Daten des Statistischen Bundesamts, die die Behörde 2008 im Rahmen einer Sonderstudie des Mikrozensus - der größten Haushaltsbefragung Europas - erhoben hat.

Danach brachten 21 Prozent der im vergangenen Jahr 40- bis 44-jährigen Frauen keine Kinder zur Welt. Bei den 50- bis 54-Jährigen liegt die Quote bei 16 Prozent, in der Gruppe der 60- bis 64-jährigen Frauen blieben hingegen nur 12 Prozent kinderlos.

Die Behörde in Wiesbaden sieht im Trend zur Kinderlosigkeit einen der Hauptgründe für die niedrige Geburtenrate in Deutschland. Dass immer weniger Kinder geboren werden, habe weniger damit zu tun, dass Mütter statt zwei oder drei nur ein Kind bekämen, sondern dass einige Frauen sich ganz gegen Nachwuchs entschieden.

Die Statistiker konnten diesen Zusammenhang zum ersten Mal aufzeigen. Grundlage dafür ist eine Gesetzesänderung: Während in alten Mikrozensuserhebungen nicht erfasst werden konnte, wie viele Kinder jede Frau durchschnittlich hat, durften nun alle Frauen der Untersuchung zwischen 15 und 75 Jahren befragt werden, ob und wie viele Kinder sie geboren haben.

Die Zahlen machen deutlich, dass in den letzten sechs Jahrzehnten die Kinderanzahl pro Mutter nur geringe Schwankungen aufweist. So bekamen im Schnitt 30 Prozent der Mütter ein Kind, rund 50 Prozent zwei und circa 20 Prozent drei oder mehr Kinder.

Die Daten aus Wiesbaden zeigen auch auf, welchen Einfluss Herkunft, Wohnort oder Bildungsgrad auf die Entscheidung für oder gegen ein Kind haben. So liegt die Kinderlosigkeit von Akademikerinnen im Alter von 40 bis 75 Jahren in den alten Bundesländern mit 26 Prozent über dem Durchschnitt.

Ostdeutsche Akademikerinnen entscheiden sich hingegen häufiger für Nachwuchs: Von ihnen blieben nur 9 Prozent kinderlos. Die Zahlen zeigen, dass auch die Wiesbadener Behörde nichts mehr von einer Akademikerinnen-Kinderlosenquote von 40 Prozent wissen mag, die sie noch vor ein paar Jahren in die Welt gesetzt hatte und die damals sehr deutlich als Begründung für die Einführung des Elterngeldes herhalten musste.

Nicht nur bei den Akademikerinnen, auch allgemein sorgen in den neuen Bundesländern mehr Frauen für Nachwuchs: Während von den 40- bis 75-jährigen 92 Prozent Kinder haben, sind es in Westdeutschland 84 Prozent. Deutliche Unterschiede gibt es auch zwischen Frauen mit und ohne Migrationserfahrung: So sind im Ausland geborene Frauen, die heute in Deutschland leben, seltener kinderlos und haben häufiger drei oder vier Kinder als Frauen ohne Migrationserfahrung.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.