Online-Wörterbuch Pons: Rechtschreibung wird gratis

Der Klett-Verlag stellt die deutsche Rechtschreibung kostenlos ins Netz - und spricht von einem "Paradigmenwechsel". Die Verantwortlichen setzen auf Finanzierung durch Werbung.

Bläst zum Angriff auf den Duden: Pons stellt deutsche Rechtschreibung ins Netz. Bild: screenshot www.pons.eu

BERLIN taz | „Rythmus“, „Rhythmus“ oder doch eher „Rhytmus“? Sieht alles irgendwie falsch aus. Wer sich hier oder bei anderen Gemeinheiten der deutschen Sprache unsicher ist, schlägt seit Jahrzehnten meist bei der Instanz für deutsche Rechtschreibung nach, dem Duden. In der 25. Auflage ist der gelbe Klotz kürzlich erschienen.

Während die Tage gedruckter Lexika durch Wikipedia und Co. gezählt scheinen, gab es bei der Rechtschreibung bisher nur wenige gute Online-Alternativen. Der Duden stellt nur einen Teil seines Wörterbuchs kostenfrei online, kleinere Plattformen wie Canoo sind zu unbekannt und auf die Trefferzahlen bei Google ist auch nicht immer Verlass.

Jetzt geht der Schulbuchverlag Klett in die Online-Offensive und stellt die deutsche Rechtschreibung unter seiner Marke Pons kostenlos ins Internet. Seit Montag finden sich unter www.pons.eu 140.000 Stichwörter der deutschen Sprache. Bisher war Pons für seine grünen Fremdwörterbücher bekannt, jetzt greift der Verlag den Branchenprimus Duden an.

„Wir haben unser Geschäftsmodell umgestellt und folgen unseren Kunden ins Netz“, sagt Anne Pelzen, Marketingchefin bei Pons, gegenüber taz.de. Gar von einem „Paradigmenwechsel“ spricht Klett-Vorstandschef Philipp Haußmann.

Der Verlag ist davon überzeugt, mit seinem Onlineangebot eigenständig Geld verdienen zu können. „Wir können zielgruppenspezifische Bannerwerbung anbieten und erwarten bis Ende des Jahres eine Verdopplung der Klickzahlen“, erklärt Pelzen. Von derzeit 20 Millionen auf 35 Millionen will man die Page Impressions im Monat steigern. Philipp Haußmann glaubt, dass „die Zukunft der Anzeigenfinanzierung im Internet gehört“, wie er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärte.

Eine wenigstens gewagte Ansicht, verabschieden sich doch derzeit etliche andere Verlage von dem Gedanken, im Netz Geld ausschließlich durch Anzeigen verdienen zu können. So fordern Presse- wie Buchverlage neue Leistungsschutzrechte zur Bekämpfung der Gratis-Kultur im Internet.

Die Sprache ist lebendig, das wissen auch die Pons-Verantwortlichen. Ihr Online-Nachschlagewerk soll daher wöchentlich aktualisiert werden. „Unsere User können Vorschläge zu Neuwörtern machen, die von unseren Redakteuren dann geprüft und bei positiver Bewertung übernommen werden“, sagt Werbechefin Pelzen. So soll gewährleistet werden, dass aktuelle Modewörter wie etwa "Schweinegrippe" oder "twittern" online vertreten sind.

In wenigen Wochen soll der Zwischenschritt laut Pelzen entfallen und User direkt eigene Beiträge schreiben können. Diese würden zunächst als „Open Dic“-Beiträge gekennzeichnet und erst nach einer Prüfung den „Pons-Stempel“ erhalten.

Das Angebot von Pons, das seit Montagvormittag online ist, kommt bisher sehr spartanisch rüber. Eine schlichte Suchmaske gibt es und wenn die Treffer angezeigt etliche Werbeeinblendungen. Aber: Das Wesentliche, also der Inhalt, stimmt. Und in Kürze sollen Grammatik- und Stilnachschlagewerke folgen.

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