Sauerland-Prozess: Rädelsführer will gründlich auspacken

Der im Sauerland-Prozess angeklagte Fritz Gelowicz wird umfangreiche Details gestehen, sagte sein Verteidiger der taz.

Bestimmt auch Teil des Geständnisses: konfizierte Chemikalien-Behälter. Bild: ap

KARLSRUHE taz | "Mein Mandant weiß, dass ein ausführliches Geständnis seine Lage nur verbessern kann", sagte Rechtsanwalt Dirk Uden am Donnerstag zur taz. Im sogenannten Sauerland-Prozess vertritt er den Ulmer Fritz Gelowicz, der als terroristischer Rädelsführer angeklagt ist. "Er wird umfassend aussagen und nicht nur ein Teilgeständnis ablegen."

Laut Anklage wollten die vier Islamisten um Gelowicz mit Autobomben auf US-Einrichtungen in Deutschland möglichst viele Menschen töten. Sie wurden dabei aber von Beginn an von den Sicherheitsbehörden überwacht und im September 2007 beim Bombenbasteln im Sauerland festgenommen.

Am Dienstag kündigte einer der Angeklagten, der 29-jährige Adem Yilmaz, überraschend ein Geständnis an. Ihm sei "langweilig", sagte er zur Begründung. Nach einer Beratungspause schlossen sich ihm die anderen drei Angeklagten an.

"Ich war von der Entwicklung überrascht", sagt Anwalt Uden, "aber wir sind gut vorbereitet." Schon seit Übernahme des Mandats vor eineinhalb Jahren versuche er Gelowicz vom Nutzen eines Geständnisses zu überzeugen. Seit letztem Herbst sei dieser dazu bereit, man habe noch auf den richtigen Moment gewartet. Auch das Gericht hatte frühzeitig ein gemeinsames Geständnis angeregt. Schon vor Prozessbeginn sei den Angeklagten, die sich sonst nicht treffen dürfen, ein Besprechungsraum angeboten worden.

Am Dienstag nahmen die Angeklagten das Angebot nun an und berieten sich. Zwei BKA-Beamte hörten dabei zu. Sie sollten sicherstellen, dass nur über das "Ob" eines Geständnisses geredet wird. Dessen Inhalt durfte nicht abgesprochen werden. Das Gericht versprach seinerseits, die BKA-Beamten nicht als Zeugen über das Gehörte zu befragen. Dass die Anwälte an dieser Beratung teilweise nicht teilnehmen durften, hatte keine rechtlichen Gründe, sondern ist Ausdruck des Misstrauens mancher Angeklagter gegenüber ihren Verteidigern.

Die Geständnisse werden wohl zunächst nicht im Gerichtssaal, sondern vor dem BKA abgelegt. So kann jeder Angeklagte seine Aussage machen, ohne dass die anderen drei zuhören, und damit den vollen Geständnis-Bonus erhalten. Auch bei der BKA-Aussage sind aber die jeweiligen Verteidiger dabei. Die eigentliche Aussage vor Gericht könnte sich dann auch auf das Wesentliche konzentrieren. Sollte ein Angeklagter nicht bereit sein, zweimal auszusagen, könnte vor Gericht auch ein BKA-Beamter über das Geständnis berichten.

Die Vernehmungen sollen nächste Woche beginnen. Und schon übernächste Woche sollen die Geständnisse in den Prozess eingeführt werden. Möglicherweise ist jedoch eine längere Prozesspause nötig, wenn die Angeklagten sehr ausführlich aussagen. Wie hoch die Strafrabatte für die Geständnis jeweils sein werden, hat das Gericht bisher offen gelassen. Als Höchststrafe für "Verabredung zum Mord" drohen 15 Jahre Haft.

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