Zukunft der Medien: Murdoch prophezeit Tod der Zeitung

Man kann nicht über fehlende Einnahmen im Onlinemedien meckern, wenn man nicht zur Kasse bittet, sagt Medienmogul Rupert Murdoch. Und investiert unverdrossen in Printtitel.

Glaubt nicht an die Zukunft der Printzeitung: Medienmulti Murdoch. Bild: reuters

Wälder sollten sich auf das Jahr 2030 freuen, denn dann wird es die auf Papier gedruckte Tageszeitung nicht mehr geben - sagt niemand geringeres als Rupert Murdoch. "Ich seh den Tag kommen, in vielleicht 20 Jahren, wo es kein Papier und Druckfarbe und Rotationsmaschinen mehr gibt", sagte der Chef des Medienmultis News Corporation am Dienstag seinem US-Fernsehsender Fox. "Es wird eine Generation dauern, aber es gibt keinen Zweifel daran, dass jüngere Menschen nicht mehr die klassische Zeitung annehmen".

Ist das derselbe Murdoch, der weiter munter in die gedruckte Presse investiert und ihr noch Ende 2008 "neue Höhenflüge" im 21. Jahrhundert prohezeite? Er ist es, und das Ganze muss in der Sache kein Widerspruch sein.

"Die digitale Welt wird Zeitungen verändern", sagt Murdoch, 78, weiter, "aber wenn man eine Zeitung mit einem guten Namen und einem guten Ruf hat, eine Marke, der die Menschen vertrauen, brauchen sie auch weiterhin Zugang zu deren Journalismus, zu deren Informationen und Quellen." Die News Corp. will daher das Internetangebot für viele ihrer Titel weltweit wieder überwiegend kostenpflichtig machen. Vorbild ist das Ende 2007 nach langer Schlacht von Murdoch übernommene Wall Street Journal (WSJ), das laut News Corp. rund eine Million zahlende Online-AbonnentInnen hat.

Die Nutzer seien durchaus bereit, für Onlineinhalte zu bezahlen, wie man am Beispiel der Musik sehen könne, heißt es bei der News Corp. Da ist etwas dran: Die meisten Zeitungsverleger beklagen, dass die Menschen im Internet nicht für Informationen bezahlen wollten - ohne dass jemals ernsthaft versucht wurde, sie wirklich bezahlen zu lassen.

Beim WSJ wird zudem am Modell der "unified subscription", einer Art Einheitsabo für alle Vertriebswege getüfelt, das auch künftige Verbreitungsformen über E-Reader einbezieht. Hier sind andere Verlage skeptisch, Einigkeit besteht immerhin darin, dass es bei Bezahlsystemen auf die einfache, sichere und bequeme Handhabbarkeit ankommt: Die meisten so genannten Micro-Payments im Netz, wo niedrige Beträge für Einzelartikel zu entrichten sind, scheitern an ihrer Umständlichkeit: Wer zückt schon jedesmal die Kreditkarte für ein paar Cent? Auch die angeschlagene New York Times hatte rund eine Viertelmillion Online-Zahler, doch war das Ganze für den Verlag zu mühsam. Er hielt nicht lange durch, aktuell ist alles kostenfrei - dafür werden NYT-User im Internet jetzt mit einer Anzeige begrüßt, die weggeklickt werden muss.

Etwas ganz ähnliches soll ja auch bei gedruckten Zeitungen immer häufiger vorkommen. Solange es sie überhaupt noch gibt, versteht sich. Denn am Mittwoch sekundierte auch Jakob Augstein, 41, dem Medienmogul - doch der Freitag-Neuverleger sieht für Tageszeitungen um einiges schwärzer: Das Netz habe "im Prinzip gewonnen", sagt Augstein auf fr-online : "Die Tageszeitungen machen meiner Meinung nach jetzt schon keinen Sinn mehr, weil auf den ersten zwei, drei Seiten nur Nachrichten stehen - das ist völliger Schwachsinn!"

Wochenzeitungen und Magazine seien dagegen kaum betroffen, sie kollidierten "überhaupt nicht mit dem Internet. Sie können im Hochglanzdruck super Bilderstrecken machen, wie in Geo oder Stern - das wird es immer geben. Aber ich wüsste nicht, warum es die Süddeutsche in 20 Jahren noch geben soll."

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