"Revolution" bei der New York Times: "Social Media"-Redakteurin ernannt

Derzeit twittern und "facebooken" die Journalisten der "NYT" noch völlig frei. Doch jetzt soll sich eine Redakteurin allein um den Kontakt zum Web 2.0 kümmern. Das Netz reagiert eher pikiert.

Die NYT hat bei Facebook über 400.000 Follower, die minütlich über das soziale Netzwerk NYT-News lesen können. Bild: screenshot facebook

Ihr Name: Jennifer Preston. Ihre brandneue Jobbezeichnung seit dieser Woche: "Social Media Editor", Redakteurin für den Bereich soziale Medien. Eine kleine Revolution soll da gerade im Newsroom der "New York Times" begonnen haben, heißt es aus den Kreisen der altehrwürdigen Tageszeitung.

Preston, die zuvor fast 25 Jahre lang als Print-Reporterin bei dem Blatt gearbeitet hatte, war zuvor Leiterin des inzwischen eingestellten Lokalteils "Regional Sections". Nun soll sie für gute Beziehungen der Zeitung zu sozialen Netzen wie Facebook oder Twitter sorgen und die Redaktion gleichzeitig unterstützen, den Social-Media-Bereich auch für die Recherche besser zu nutzen. "Ein wichtiger Teil von Jennifers Job wird es sein, alle auf dem neuesten Stand zu halten, was sich im Sektor der sozialen Medien tut", heißt es in einem internen Memo der Redaktion.

Im Netz kam Prestons Ernennung nur teilweise gut an. Während einige Blogger es begrüßten, dass die "Gray Lady" dem Web 2.0 im Redaktionsalltag nun eine ganze Stelle widmet, erntete der Schritt auch Kritik, da die Journalistin bislang nicht als große Mitmachnetz-Nutzerin bekannt ist und ihr dementsprechend Wurzeln in der Community fehlen.

Das Medienklatsch-Weblog "Gawker" kommentierte Prestons Ernennung spitz mit einem Bild zweier Senioren, die gerade versuchen, sich Windows zu installieren. "New York Times stellt "Social Media-Redakteurin" ein - um irgendetwas zu tun." Preston selbst habe so beispielsweise ihre Botschaften auf Twitter bislang nur auf privat geschaltet - ein Fauxpas im auf Offenheit bedachten Web 2.0.

Zudem gehören die "New York Times"-Journalisten bereits jetzt zu den Intensivnutzern von Twitter, Facebook & Co. Eine Sitzung, in der es um die Zukunft der finanziell angeschlagenen Zeitung ging, wurde quasi live von mehreren Reportern getwittert, was innerhalb der Redaktionsleitung für Verstimmung sorgte. Bei "Gawker" und anderen Web-Medien fürchtet man deshalb, dass Prestons neuer Job auch viel damit zu tun hat, Regeln für die Nutzung sozialer Netze aufzustellen, Dos und Donts für "New York Times"-Angestellte zu entwickeln. Schlimmstenfalls kommt es dann wie bei der Nachrichtenagentur Bloomberg: Deren Reporter dürfen sich im Netz zu nahezu keinem Thema öffentlich äußern, um den Ruf der Agentur nicht zu gefährden oder den Anschein von Parteilichkeit zu wecken. Für das Mitmachnetz ist das keine gute Ausgangsbasis.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.