Verkaufszahlen brechen ein: BMW braucht Freude am Sparen

Absatzeinbruch, weniger Gehalt und schlechtere Prognosen bis 2012: BMW steht vor harten Zeiten und setzt auf mehr Ökologie. In diesem Jahr sollen die ersten Hybrid-BMWs in Serie gehen.

Trotz aller Freude am Fahren: Norbert Reithofer ist von der Krise geschockt. Bild: dpa

MÜNCHEN taz Der Chef hat sein optimistischstes Lächeln aufgesetzt. BMW sei laut einem Magazin der beliebteste Autohersteller, sagt der Vorstandsvorsitzende Norbert Reithofer gleich in den ersten Sekunden seiner Rede. "Nicht in Deutschland, nicht in Europa, sondern weltweit". Es ist die einzige wirklich positive Nachricht, die er an diesem Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz präsentieren kann. Der bayerische Konzern steht vor harten Zeiten.

Im Januar und Februar brachen die Verkaufszahlen um ein Viertel ein, auch im März wird der Fahrzeugabsatz mehr als 10 Prozent unter dem vom Vorjahr liegen. "2009 wird ein Übergangsjahr", erklärt Reithofer. Aktuelle Prognosen will er keine abgeben. Selbst für das Jahr 2012 hat sich BMW schon vom eigenen Absatzziel verabschiedet. "Ich gehe momentan nicht mehr davon aus, dass wir im Jahr 2012 1,8 Millionen Fahrzeuge verkaufen", sagt Reithofer.

Der Chef wirkt ratlos: "Ich bin seit über 20 Jahren in der Automobilindustrie. Ich habe so einen Bruch noch nie gesehen", meint Reithofer angesichts der aktuellen Verkaufszahlen. Bei BMW rechnet man mit einem Absatzrückgang zwischen 10 und 20 Prozent in der gesamten Autobranche, satte 18 Prozent im sogenannten Premiumgeschäft. BMW gehört zu den Premiumherstellern. Das macht die Situation so schwierig.

Von der Abwrackprämie der Bundesregierung profitieren die Produzenten teurer Autos kaum. Die Menschen kaufen sich von dem Geld lieber billige Kleinwagen. BMW muss derweil sparen. "Wir halten unser Geld zusammen, so wie es gute Kaufleute machen", sagt Reithofer. Im vergangenen Jahr hat BMW 7.498 Stellen abgebaut, fast 7 Prozent aller fest angestellten BMW-Mitarbeiter. Dazu trennte man sich von 6.000 Zeitarbeitern. 2009 werde man weitere 1.500 Arbeitsplätze durch "natürliche Fluktuation" streichen, so Reithofer. Werksschließungen werde es keine geben. Dafür reichlich Kurzarbeit: In den Werken Dingolfing und Regensburg wurde die Produktion bereits für April und Mai gedrosselt. Weil der Gewinn des Unternehmens 2008 um satte 90 Prozent eingebrochen war, schrumpften auch die Bezüge der Vorstandsmitglieder um 40 Prozent. Doch auch einfache Arbeiter werden bei BMW gewinnabhängig bezahlt und verdienten 2008 10 Prozent weniger.

Die Hoffnungen von BMW hängen an den neuen Fahrzeugmodellen, die in den kommenden Monaten auf den Markt kommen sollen. Ökologischer und nachhaltiger sollen sie sein. In diesem Jahr sollen die ersten beiden Hybrid-BMWs in Serie gehen. Kein anderer Hersteller habe den CO2-Ausstoß seiner Autos mehr reduziert als BMW, lobt Reithofer. Das liegt auch daran, dass BMWs bisher vor allem wegen ihrer Motorleistung gekauft wurden, weniger wegen ihrer Umweltverträglichkeit. Und echte Innovationen brauchen noch Zeit. Gegenwärtig testet BMW ein neues Elektroauto. Doch das dürfte erst in ein paar Jahren in nennenswerter Zahl im Straßenverkehr unterwegs sein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.