Bürgerengagement sorgt für Ärger: Nutzpflanzen dürfen nicht in den Park

Anwohner möchten einen Nachbarschaftsgarten im Bethanien-Park anlegen. Der Bezirk findet das gut, aber nur unter gewissen Bedingungen - so dürfe kein Gemüse angepflanzt werden. Das aber passt den Gartenfreunden nicht.

Die Freiflächenneugestaltung um das Kreuzberger Bethanien sorgt für dicke Luft. Das Bezirksamt will das Gelände rund um das ehemalige Krankenhaus zu einer einheitlichen Parkanlage umgestalten und verhandelt mit einigen Anwohnern, die auf einem Teil des Grundstücks einen Nachbarschaftsgarten anlegen wollen. Die Gartenfreunde aber sind verstimmt. Die im Sommer zugesagte Fläche hinter dem Bethanien-Nordflügel habe sich halbiert, und Gemüsebeete dürfe es auch nicht mehr geben, so Barbara Leschke vom Verein Ton, Steine, Gärten e. V. kürzlich bei einer öffentlichen Begehung.

Der Gartenverein entstand im Zuge des Bürgerbeteiligungsverfahrens, das der Bezirk 2007 zur Neugestaltung des Bethanien-Geländes ausgerufen hat. Eine Gruppe von Anwohnern fand, dass ein Interkultureller Garten die Wohnqualität im Kiez verbessern würde. Beim gemeinsamen Bewirtschaften der Beete sollen sich die Kiezbewohner näherkommen. Für ausgefallene Ideen wie den Bau eines Lehmofens lässt das Projekt bewusst Platz: "Wir sind für alles offen, was mehr Gemeinschaft bringt", sagt Dragan Vrinic (34). Die einschränkenden Vorgaben des Bezirksamts lehnen die Mitglieder deswegen ab. "Am liebsten hätten wir die Fläche im Rohzustand", so das Vorstandsmitglied Hanns Heim.

Doch davon ist der Verein weit entfernt. Die Hobbygärtner verhandeln noch immer über einen Nutzungsvertrag und fühlen sich von der Lokalpolitik gegängelt. Das vor etwa einem Jahr vom Bezirksamt unterbreitete Angebot, den Gemeinschaftsgarten in einer bereits genutzten Häuserlücke in der Waldemarstraße zu betreiben, ärgert die Vereinsmitglieder noch heute. Denn nach einem Gespräch mit Bezirksvertretern vorigen Sommer glaubten sie, ihr Ziel erreicht zu haben: Der grüne Bezirksbürgermeister Franz Schulz habe ihnen eine Nutzungsfläche von gut 2.100 Quadratmetern auf dem Bethanien-Gelände zugesichert, erinnert sich Vereinsmitglied Vrinic. Damit sei die Fläche nördlich und westlich des Bethanien-Gebäudes gemeint gewesen. Schulz hält dagegen: "Die zugesagte Fläche schließt in Richtung Westen klar mit dem Gebäude ab." Das bestätigt auch Peter Schmidt-Seifert, der Leiter des Planungsbüros: "Wir sagten damals, dass nur innerhalb dieser Fläche eine gärtnerische Nutzung vorstellbar sei."

Auch über den Anbau von Nutzpflanzen wird gestritten. Während die Vereinsmitglieder auf Gemüsebeete zur Selbstversorgung pochen, schließt das Bezirksamt dieses Vorhaben aus. "Agrarwirtschaft hat in einem Parkraum nichts zu suchen", sagt Baustadträtin Jutta Kalepky (Grüne). Die Saat von "Blumen und anderen Sämlingen" sei dagegen möglich. "Wir sollen hier die Blumenpaten sein", resümiert Leschke bitter.

Um ihren Nutzungsvertrag zu erhalten, werden die Vereinsmitglieder wohl in den sauren Apfel beißen müssen. "Inzwischen haben auch andere Gruppen Interesse an der Fläche", warnt Kalepky. Das Angebot an die Gartengruppe stehe zwar noch, aber nur auf der begrenzten Fläche und ohne Selbstversorgung.

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