Baustopp beim Weserkraftwerk

STREIT Die Bauherren des Weser-Kraftwerkes, SWB und Enercon, haben sich von der Baufirma Bauer getrennt. Damit dürfte sich die Fertigstellung um bis zu zwei Jahre verzögern – und die Kosten explodieren

Das Bremer Weserwehr wurde 1911 fertig – mit Wasserkraftwerk.

■ Ende der 80er Jahre wurde ein Neubau des Wehres geplant, das Wasserkraftwerk wurde stillgelegt und abgerissen. 1993 wurde das neue Wehr in Betrieb genommen. Der Neubau eines Wasserkraftwerkes wurde damals genauso abgelehnt wie die Erhaltung des alten als Technik-Museum.

■ Im Jahre 2001 begannen die Greenpeace-Tochter Planet Energy und die Bremer Tandem-GmbH mit den Planungen für ein neues Wasserkraftwerk.

„Die Geschäftsgrundlage zwischen der Weserkraftwerk-Bremen GmbH und dem Bau-Konsortium war zerrüttet“, so schlicht beschreibt Christoph Kolpatzik, Leiter der Rechtsabteilung der SWB und Mitgeschäftsführer beim Weserkraftwerk, die Lage. Man habe die „endlosen Diskussionen“ über die Aufgabenverteilung zwischen Unternehmen und Baufirma satt. Das Kraftwerk sollte eigentlich schon seit November am Netz sein – nach den neuesten Prognosen wird es nicht vor Mitte 2011 fertig werden. Nun muss eine neue Baufirma gesucht werden.

Das Bau-Konsortium, hinter der die Bauer-Gruppe um den CSU-Politiker und -Schatzmeister Thomas Bauer steht, ist eigentlich Profi in dem Gewerbe. Aber die seien „bedauerlicher Weise“ offenbar auch Profis bei der Suche nach Möglichkeiten, ihre Bauaufträge „nachträglich zu optimieren“, sagt Kolpatzik. Während die Weserkraftwerk-GmbH davon ausgeht, dass es sich um eine außerordentliche, fristlose Kündigung handelt, ist für Andreas Schmidt, Prokurist bei der Bauer-Tochter Schachtbau Nordhausen, klar: „Wir betrachten das als eine freie Kündigung.“ Der kleine Unterschied betrifft die Richtung, in der Schadensersatz-Zahlungen in Millionenhöhe fällig sein könnten.

Eigentlich sollte das Kraftwerk rund 40 Millionen Euro kosten. Ein Auftragsvolumen in Höhe von 28,5 Millionen davon war an die Bauer-Gruppe vergeben. Dieser Anteil dürfte sich nach Schätzungen von Insidern um zehn Millionen erhöhen – mit der Folge, dass das gesamte Kraftwerk nicht mehr wirtschaftlich ist. „Diese Entwicklung zeigt auch, dass richtig war, vorerst keine Bürgerbeteiligung zuzulassen“, erklärte die SWB, die 50 Prozent an der Weserkraftwerk-GmbH hält. Bereits im Juli, als die Firma Tandem mit Dietrich Heck ausschied, seien „schwer kalkulierbare Risiken im Gesamtprojekt“ erkennbar gewesen. Man habe gehofft, die Sache nach dem Ausscheiden von Heck in den Griff zu bekommen – das sei aber offenbar eine Illusion gewesen. Der ehemalige Ortsamtsleiter Heck wollte die Finanzierung über eine Beteiligung von Bürgern organisieren.

Im Hintergrund geht es offenbar um ein Tauziehen um die neue Turbinen-Technologie, die die an der Weserkraftwerk-GmbH ebenfalls mit 50 Prozent beteiligte Firma Enercon entwickelt hat und für die sie in Bremen einen „Prototypen“ bauen will. Enercon würde damit den Firmen Voith und TA-Tech, die ihren Sitz ebenso wie die Baufirma Bauer in Bayern haben, weltweite Konkurrenz machen. Von Seiten des Baukonsortiums wird der Weserkraftwerk-GmbH vorgehalten, sie würde Fehler in den Planungen und unvorhersehbare Hindernisse im Baugrund als Probleme der Baufirmen betrachten, die die in ihrem Kostenrahmen lösen müsse. kawe