Wie Neonazis zusammenhalten: Die Netzwerke der Kameradschaften

Märsche von Neonazis werden in unterschiedlichen Dachstrukturen und auch informell vorbereitet.

Den Termin hatte die Szene seit langem auf der Agenda. Zu dem vermeintlichen Trauermarsch nach Dresden am 14. Februar wurde von NPD und Freien Kameradschaften bundesweit mobilisiert. Schon Wochen vor dem 64. Jahrestag der Bombardierung der sächsischen Landeshauptstadt prangte die Werbung auf den verschiedensten Websites.

"Auch wir haben Kameraden aus anderen Bundesländern einfach gleich mitgenommen", erinnert sich ein Aussteiger aus dem Norden. Vor gut vier Jahren hat er die NPD verlassen. Mit Bussen reisen NPD und Kameradschaften immer wieder in Gruppen zu Aufmärschen an. Für Dresden gelang den Kadern im Vorfeld eine Stimmung zu verbreiten, das, wer dazugehören will, diesen Marsch nicht verpassen sollte, weiß eine Aussteigerin aus dem Süden.

Doch nicht bloß über die Parteistrukturen wurde der Marsch vorbereitet. Die Netzwerke der Kameradschaften veröffentlichten Kontaktdaten, wo, wer will, weitere Anweisungen erhalten konnte. "Da wird viel vor solchen Märschen hin und her telefoniert", erzählt die Aussteigerin. In der Kameradschaft würde, "wenn es gut läuft", der Termin zunächst durch "politische Vorträge" erklärt, betont sie. Bei den Bussen würde dann um die Belegung der Sitzplätze gerungen.

Der Aussteiger erzählt, "außer bei so ganz besonderen Terminen, bei denen das Thema provokant und viel Action zu erwarten ist, muss auch mal den einzelnen Kollegen etwas Druck gemacht werden."

In unterschiedlichen Dachstrukturen, wo Vertreter einzelner Kameradschaften sind, werden die Aktionen koordiniert. Die Namen wechseln häufig. Bundesweit finden sich "Aktionsbüros". Internetportale, die Termine und Kontaktdaten veröffentlichen und Propagandamaterial zu den Daten bereitstellen. Eines der ältesten "Internetbüros" ist das "Aktionsbüro Norddeutschland", das Thobias Thiessen verantwortet.

Bei den Kameradschaften beschleunigen vor allem die informellen Kontakte die Kommunikation. Wer sich kennt, wer sich vertraut, schießt sich kurz. Der Zuzug von Aktivisten eröffnet oft gleich neue Kontakte zwischen Städten und Bundesländern. Gewählte Funktionsträger sind bei diesen Organisationseliten selten zu finden. Per E-Mail oder SMS laufen immer wieder die Mobilisierungen. "Wenn du regelmäßig dabei bist, verbindlich mitmachst und später die wichtiger Personen kennst, werden dir Aufgaben einfach übertragen", sagt die Aussteigerin.

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