Kollision im Atlantik: Atom-U-Boote zusammengestoßen

Zwei Atom-U-Boote aus Frankreich und England sind im Atlantik zusammengestoßen. Anti-Atomkraft-Aktivisten behaupten, es sei beinahe zur Katastrophe gekommen.

Zu keiner Zeit eine Gefahr? Ein französisches Atom-U-Boot. Bild: dpa

PARIS/LONDON dpa Trotz ihrer hochmodernen Ortungsgeräte sind zwei Atom-U-Boote aus Frankreich und Großbritannien Anfang Februar in den Weiten des Atlantiks zusammengestoßen. Von den rund 250 Seeleuten wurde bei der Kollision niemand verletzt, wie die Verteidigungsministerien beider Atommächte am Montag mitteilten. Von der atomaren Ausrüstung der U-Boote sei zu keiner Zeit eine Gefahr ausgegangen, hieß es in beiden Hauptstädten. Über den Umfang der Schäden an der Außenhaut der beiden Boote gab es keine Angaben. Beide U-Boote können mit 16 Raketen und einem Vielfachen an Atomsprengköpfen ausgestattet werden. Unklar war, ob Geräte an Bord der U-Boote die Ortungstechnik der Gegenseite ausschalteten oder ob es sich gar um ein gemeinsames Manöver handelte.

Die französische "Le Triomphant" war nach dem Unfall zwischen dem 3. und 4. Februar aus eigener Kraft nach Brest zurückgekehrt. Die britische "HMS Vanguard" hingegen musste nach einem Bericht der Zeitung "The Sun" in ihren schottischen Heimathafen Faslane geschleppt werden. Die jeweils etwa 150 Meter langen U-Boote stießen nach offiziellen Angaben mit niedriger Geschwindigkeit unter Wasser zusammen.

Das französische Verteidigungsministerium hatte am 6. Februar bereits von einer Kollision der "Triomphant" mit einem nicht identifizierten Objekt gesprochen. Vermutlich habe es sich um einen Container gehandelt, hatte es damals geheißen. Die beiden U-Boote gehören zum atomaren Abschreckungsprogramm beider Länder. Die Besatzung der "HMS Vanguard" zählt 140 Seeleute. Zur Crew des französischen Schiffes gehören 112 Mann.

"Es ist sehr unwahrscheinlich, dass es bei einer solchen Kollision zu einer nuklearen Explosion kommen kann", zitierte die "Sun" einen hochrangigen Militär. "Aber ein radioaktives Leck wäre möglich gewesen. Schlimmer noch, wir hätten die Besatzung und die Sprengköpfe verlieren können."

Anti-Atomkraft-Lobbyisten verwiesen auf das Potenzial für eine Katastrophe, das ein solcher Zusammenstoß habe. Die britische "Kampagne für Nukleare Abrüstung" warnte vor einem "atomaren Alptraum größter Ordnung". "Der Zusammenstoß hätte eine große Menge an Strahlung freisetzen und die Atomsprengköpfe über den Meeresboden verstreuen können", sagte die Vorsitzende Kate Hudson. Die Dellen des britischen U-Boots zeigten, dass die beiden Boote kaum mehr als Sekunden von einer totalen Katastrophe entfernt waren.

Die französische Bewegung "Sortir du nucléaire" warf der Regierung vor, den Vorfall vertuschen zu wollen. "Sie haben es erst zugegeben, als es in der Zeitung stand", sagte Stéphane Lhomme. Das sei schon bei den Atomversuchen in Algerien und im Pazifik so gewesen. "Wir sind höchst besorgt, was die Sicherheit von Atomanlagen angeht", sagte Lhomme. Es sei zu befürchten, dass die Bevölkerung im Notfall zu spät informiert werde.

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