Amazon stellt E-Book vor: Der neue Kindle ist da

Flacher und leichter zu bedienen soll Amazons neues elektronisches Buch Kindle 2 sein und 360 Dollar kosten. Die Europa-Einführung lässt weiter auf sich warten.

"Die Einstiegsdroge": Der neue Kindle 2 soll Leseratten vor den Bildschirm locken. Bild: ap

Sieht so die Zukunft des Lesens aus? Amazon-Boss Jeff Bezos, der die zweite Version des E-Book-Lesegeräts Kindle am Montag in New York vorstellte, hofft es ganz offensichtlich. 10 Prozent der verkauften Buchtitel im US-Angebot des E-Commerce-Riesen seien bereits elektronische Titel. Dieser Trend werde sich in den nächsten Jahren noch deutlich verstärken, so der Firmenchef. Seine Vorstellung: Statt Dutzende Bücher mit in den Urlaub zu nehmen, soll die Amazon-Kundschaft künftig nur noch einen digitalen Reader mit sich herumtragen. Der stark verbesserte Kindle 2 sei dazu "die Einstiegsdroge".

Amazon hatte an seinem E-Book-Reader, den das Unternehmen seit Herbst 2007 mit Macht in den US-Markt zu drücken versucht, einiges zu verbessern. War der alte Kindle noch so gestaltet, dass sich mancher Leser fragte, wie er das Gerät zu halten hatte, ohne aus Versehen Seiten umzublättern, glänzt die neue Version mit einer wesentlich durchdachteren Bedienung und einer besseren Anordnung der Knöpfe und Tasten. Außerdem ist sie deutlich flacher geworden (ein iPhone soll laut Amazon dicker sein) und damit leichter zu transportieren.

Neu ist auch, dass jeder Kindle 2-Besitzer kostenlosen Zugriff auf das Online-Lexikon Wikipedia erhält - und zwar überall, wo der E-Book-Reader Empfang hat. Ein Offline-Wörterbuch ist ebenfalls eingebaut. Wer nicht nur lesen möchte, kann sich Bücher von dem Gerät über den Kopfhörerausgang nun auch vorlesen lassen: Eine eingebaute Text-nach-Sprache-Funktion nutzt eine englische Computerstimme, die allerdings etwas abgehackt klingt. Optimiert wurde auch der so genannte "E-Ink"-Bildschirm, den der Hersteller als "elektronisches Papier" anpreist: Mit 16 Graustufen soll er besser für die Darstellung von Fotos und Zeichnungen geeignet sein, außerdem insgesamt eine klarere Schrift liefern. Auch gibt Amazon ein schnelleres Umblättern an - keine unwichtige Funktion, klagen Käufer des bereits in Europa erhältlichen Kindle-Konkurrenten Sony Reader doch genau darüber.

Beim Preis des Kindle 2 dürften Buchfans allerdings zusammenzucken: 360 Dollar will Amazon für das Grundgerät sehen - in Zeiten der Rezession viel Geld. Hinzu kommen die Ausgaben für Bücher. Amazon verspricht, Bestseller und Neuerscheinungen generell für 10 Dollar zu verkaufen, was die drahtlose Auslieferung, die jeweils unter 60 Sekunden dauern soll, inkludiert. Ebenfalls angeboten werden Zeitschriften und Zeitungen. So gibt es die "New York Times" für 14 Dollar im Monat, "Time" und "Newsweek" kosten 1,50 Dollar. Ebenfalls vermarktet werden einige populäre Weblogs wie "Boing Boing" oder die "Huffington Post" für jeweils zwei Dollar für vier Wochen. Hier dürften sich allerdings wohl wenige Leser finden, die dafür eine Abogebühr bezahlen möchten.

Das Buchangebot liegt laut Amazon bei derzeit rund 230.000 Titeln - hier macht sich der E-Commerce-Riese seine Verbindungen zur Verlagsindustrie zu Nutze. Am verwendeten Format hat sich nichts geändert: Bücher, die man für den Kindle anschafft, laufen auch nur auf dem Kindle, sind beispielsweise nicht auf einem PC zu lesen. Immerhin garantiert Amazon Sicherheitskopien: Sollte man sein Gerät verlieren oder versehentlich löschen, kann man sich seine erworbenen Bücher erneut herunterladen. Auch sollen Besitzer des ersten Kindle problemlos auf die zweite Version wechseln könnten: Alle Kauftitel werden automatisch übertragen.

Zum Thema Europa-Einführung des Kindle äußerte sich Amazon einmal mehr nicht, Fragen danach wurden am Montag abgeblockt. Zwar gab es eine entsprechend vorsichtige Ankündigung im vergangenen Herbst, die von einem Verkaufsstart in 2009 sprach. Da die Buch-Empfangstechnologie aber speziell auf das Mobilfunknetz des US-Netzbetreibers Sprint abgestimmt ist, das mit europäischen Standards inkompatibel ist, müsste das Gerät intern erst einmal entsprechend umgebaut werden. Unklar ist weiterhin, ob die Europäer statt der alten Version sofort die Kindle 2-Variante erhalten werden. Marktbeobachter gehen aber stark davon aus.

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