Freie Universität: Druckerei unter Druck

In das Gebäude der Asta-Druckerei der Freien Universität soll nach Plänen der Unileitung eine Kindertagesstätte einziehen. Damit droht Berlin seine letzte studentische Druckerei zu verlieren.

Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Freien Universität (FU) schlägt Alarm: Seine Druckerei ist in Gefahr. Nach Angaben des Asta plant die Leitung der Uni in dem Gebäude der Druckerei die Einrichtung einer Kindertagesstätte - das "Dahlemer Kinderparadies". Bislang habe der Kanzler Peter Lange dem Asta weder die Zusage zu alternativen Räumlichkeiten noch zur Übernahme der Umzugskosten gemacht, so der Referent für Hochschulpolitik, Sebastian Schneider. Das Kanzlerbüro wollte gegenüber der taz zu den Plänen keine Stellung beziehen.

Nachdem die Druckerei des TU-Asta im Sommer 2007 durch den damaligen konservativen Asta an den CopyShop-Betreiber ReproBerlin verkauft wurde, ist die Druckerei des FU-Asta die letzte studentisch betriebene Druckerei in Berlin. Studentische Informationen und Aufträge anderer nichtkommerzieller Studentengruppen werden hier seit über 20 Jahren layoutet und gedruckt, darunter die Asta-Zeitschrift Out of Dahlem, der Studentenkalender, die Bücher der Hochschulpolitischen Reihe und das eben erschienene Magazin "FU 60: Gegendarstellungen".

Beim Asta vermutet man nun, die Unileitung wolle diesen letzten Hort unabhängiger studentischer Publizistik loswerden. So habe die Universitätsleitung während der bisherigen Gespräche deutliche Signale gegeben, dass sie Ersatzräume für die Druckerei nicht zu stellen gedenke, sagt Asta-Referent Schneider. Außerdem habe Peter Lange, seit 2000 FU-Kanzler, dem Asta auf die Frage, wohin die Studierenden nach einem Auszug mit ihrer Druckerei ziehen sollen, geantwortet: "Ihr könnt doch in Polen drucken, ist eh viel billiger." Auch Studierende glauben, dass die Kita-Idee ein Vorwand ist. Die Geschichtsstudentin Katja Müller sagt: "Für uns ist es klar, dass es sich hier um eine politische Entscheidung handelt." Schließlich "verfügt die Uni über genügend alternative Räumlichkeiten, um eine Kindertagesstätte einzurichten".

Bereits im Dezember gab der Asta ein Baugutachten in Auftrag, das im Ergebnis die Kosten für eine Totalsanierung des Druckereigebäudes auf 370.000 bis 420.000 Euro bezifferte. Eine Totalsanierung wäre nötig, weil in dem Gebäude seit 21 Jahren mit drucktechnischen Chemikalien gearbeitet worden ist - nicht gerade ideal für eine Kindertagesstätte. Die Sanierung käme sogar teurer als ein Neubau, dessen Kosten das Gutachten auf 330.000 Euro beziffert. "Wir fordern von der Universitätsleitung - falls sie auf ihren Plänen weiter beharrt - die volle Übernahme der Umzugskosten und die Bereitstellung eines geeigneten Alternativraums", sagt Schneider.

Auf diese Forderungen ist das Kanzlerbüro bislang mit keiner Silbe eingegangen. Der Pressereferent des Präsidiums, Goran Krstin, erklärte gegenüber der taz lediglich, dass "der Entscheidungsprozess in der Angelegenheit noch nicht abgeschlossen ist", weshalb die Unileitung "derzeit mit Statements dem Ergebnis nicht vorgreifen möchte".

Um dem Kanzlerbüro die Problemlösung zu erleichtern, schlägt der Asta für das "Kinderparadies" ein Gebäude in der Dahlemer Iltisstraße gegenüber der Druckerei vor, in dem der Career Service und das Projekt "Pro Lehre" beheimatet sind. "Der Umzug hierher wäre mit weit geringerem finanziellem Aufwand verbunden", so Schneider.

Bei einem kurzfristig für den morgigen Dienstag mit dem Asta vereinbarten Gespräch wird sich zeigen, ob Kanzler Lange tatsächlich auf seinen Plänen beharrt. In der letzten Ausgabe von Out of Dahlem wurde vorsorglich schon mal zum Protest aufgerufen: "Sollte es wirklich zu einem Umzug bzw. einer Schließung der Druckerei kommen, sind alle Studierenden gefragt, dieses Stück selbst verwalteter studentischer Infrastruktur zu verteidigen."

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