Zum Begriff "künstliches Koma": Nur im Tiefschlaf

Die Moderatorin Monica Lierhaus liegt im "künstlichen Koma". Das hat mit dem "normalen" Koma nichts zu tun. Die Patientin wacht auf jeden Fall auf. Aber ist sie dann auch gesund?

Die neueste Promi-Patientin im künstlichen Koma: Sportmoderatorin Monica Lierhaus Bild: dpa

Inzwischen ist es eine Routine-Maßnahme: das "künstliche Koma". Momentan befindet sich die "Sportschau"-Moderatorin Monica Lierhaus nach einer Gehirn-Operation in diesem Zustand der Langzeitnarkose. Erst kürzlich ist Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus (CDU) wieder aus einem "künstlichen Koma" erwacht, nachdem er an Neujahr frontal mit einer Skifahrerin zusammengeprallt war und ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten hatte. Und auf der diesjährigen Rallye Dakar wurden ebenfalls zwei britische Fahrer ins "künstliche Koma" versetzt, nachdem sie schwer verunglückt waren.

Doch so geläufig die Rede vom "künstliche Koma" ist: Der Begriff ist eher verwirrend denn erhellend. Schließlich ist mit "Koma" eigentlich ein Zustand gemeint, in dem kein Bewusstsein mehr vorhanden ist - und der medizinisch nicht mehr beeinflusst werden kann. Ob ein "echter" komatöser Patient noch einmal erwacht, ist oft ungewiss.

Das ist beim "künstlichen Koma" anders - und Mediziner sprechen daher lieber von einer Langzeitnarkose. Verwendet wird meist eine Kombination von Medikamenten, zu der Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmittel zählen. Je nach Dosierung sind die Patienten nicht immer gänzlich bewusstlos, sondern oft auch nur sediert. Das künstliche Koma lässt sich mehrere Wochen aufrecht erhalten und dient dazu, den gesamten Organismus des Patienten zu entlasten. Werden die Medikamente wieder abgesetzt oder reduziert, "erwacht" der Patient aus seinem "Koma".

Anders als beim echten Koma herrscht also nie diese Ungewissheit, ob die Bewusstlosigkeit für immer anhält. Wer ins "künstliche Koma" versetzt wird, riskiert nicht, lebenslang ein Zombie zu bleiben. Daher ist es nicht harmlos, wenn sich der Begriff "künstliches Koma" in der Öffentlichkeit festsetzt: Damit wird ein Schrecken suggeriert, der bei dieser Behandlungsmethode nicht angemessen ist.

Umgekehrt gilt aber auch: Wenn ein Patient aus dem "künstlichen Koma" erwacht, so heißt dies noch lange nicht, dass er sich auf dem Weg der echten Besserung befindet. Es ist eben nur eine Langzeitnarkose.

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