Krieg im Gazastreifen: Dutzende Tote bei Angriff auf Schule

Die Situation der Bevölkerung im Gazastreifen spitzt sich zu. Bei einem israelischen Angriff auf eine Schule sollen mindestens 40 Menschen getötet worden sein.

Rauch über Gaza-Stadt nach israelischem Angriff. Bild: ap

JERUSALEM taz Die Kämpfe im Gazastreifen werden für beide Seiten immer intensiver und verlustreicher. Beim bislang folgenschwersten Angriff seit Beginn der Militäroffensive Israels sind am Dienstag nach palästinensischen Angaben mindestens 40 Menschen in einer Schule getötet worden, nicht weniger als einhundert Palästinenser wurden in der Nacht zum Dienstag Opfer der Gefechte. Die Zahl der gefallenen israelischen Soldaten stieg insgesamt auf fünf. Vier davon gehen nicht auf Konto der Hamas, sondern auf das der eigenen Kameraden. Bei zwei Zwischenfällen gerieten die Soldaten, die versehentlich für Hamas-Kämpfer gehalten wurden, unter Panzerbeschuss.

Während die israelischen Bodentruppen systematisch eine Stadt nach der anderen isolieren, schießt die Hamas weiterhin ungeschwächt Raketen ab. Am Dienstag Abend erreichten die Angriffe zum ersten Mal die israelische Stadt Gadera, etwa 43 Kilometer vom Gazastreifen entfernt. Dort trug ein Säugling leichte Verletzungen davon. Insgesamt wurden seit Beginn der Kämpfe über 500 Raketen von der Hamas abgeschossen.

Die tausende im Gazastreifen eingesetzten israelischen Infantristen konzentrieren sich, unterstützt von Panzern und unter Feuerschutz aus Hubschraubern, auf die Suche nach den Kommandanten der Hamas-Kämpfer. Iman Siam, der, laut Information eines israelischen Armeesprechers, "Chef des Hamas-Raketen-Abschuss-Programms" gewesen sein soll, wurde offenbar durch einen Luftangriff auf sein Haus im Flüchtlingslager Dschabaliya getötet.

Auf heftigen Widerstand stießen die Soldaten rund um die Stadt Gaza. Dort hatten sich die Guerillas gründlich auf die Invasion vorbereitet. Nach heftigem Schusswechsel stürmten die Soldaten ein Haus und fanden es leer vor. Die Hamas-Kämpfer waren durch drei Tunnel geflohen, die zu benachbarten Häusern führten. Die Guerillas präparierten mögliche Kampfzonen außerdem mit Sprengsätzen und Minen. Der Versuch, einen israelischen Soldaten zu entführen, scheiterte in letzter Minute. Zuvor von der Hamas verbreitete Nachrichten über zwei bereits entführte Soldaten stellten sich als Gerücht heraus.

Die israelische Luftwaffe bombardierte in der Grenzstadt Rafiach mehrere Tunnel, um den Waffenschmuggel durch die auf die ägyptische Seite führenden unterirdischen Gänge zu unterbinden. Palästinensischen Berichten zufolge zogen die Bodentruppen in die nördlich von Rafiach gelegene Stadt Khan Younis ein. Noch weiter nördlich wurde die im mittleren Gazastreifen gelegene Kleinstadt Dir al-Balah vom Wasser aus beschossen. Insgesamt wurden 80 Guerillas festgenommen.

Seit Beginn der Militäroperation sind über 15.000 Menschen obdachlos geworden, die die UN-Flüchtlingshilfe in den Palästinensergebieten in Schulen unterbringt. "Wir versorgen die Menschen mit Matrazen, Decken und Nahrungsmitteln", berichtete Adnan Abu Hassan, Sprecher der UN im Gazastreifen.

Augenzeugenberichten zufolge, macht die Armee auch vor Kliniken und Gesundheitszentren nicht halt. Bereits am Sonntag war das Gemeindezentrum für psychologische Gesundheit in Gaza angegriffen worden. Die Armee begründet die Angriffe mit dem Argument, dass sich die bewaffneten Guerillas in den Zentren versteckt hielten.

Schrecken unter der palästinensischen Bevölkerung lösten eine Reihe von seltsam strahlenden Geschossen aus, die für weiße Phosphorbomben gehalten wurden. Die Bomben, die schwerste Verbrennungen verursachen können, sind nach internationalem Recht verboten. Eine Armeesprecherin stritt auf telefonische Anfrage den Einsatz der Phosphorbomben ab. Die Armee hielte sich an das internationale Recht, erklärte sie. "Das betrifft auch unsere Kampfmittel."

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