Show der harten Kerle

Ab Donnerstag steigt wieder der Catch-Cup auf der Bürgerweide. Der Bremer Eddy Steinblock will seinen EPW-Weltmeistertitel verteidigen, selbst wenn er „mal wieder aus allen Knopflöchern blutet“

Bremen taz ■ Friedlich sehen sie aus, wenn sie so beieinander sitzen und tuscheln wie Schulkinder. Dabei sind es harte Kerle. Wirklich harte Kerle. Doch bevor sie in den Ring steigen dürfen, „The Big German“ und „Cannonball Grizzly“, müssen sie diese Pressekonferenz überstehen. Eine Dreiviertelstunde lang redet dort nur einer: Peter William. Der schwärmt von der Catcher-Stadt Bremen, den tollen Fans, ja, sogar von den hiesigen Medien. Für die beiden Wrestler ist das vielleicht der härteste Kampf.

Dabei geht es am Donnerstag erst richtig los. Dann steigen sie mit 15 anderen in den Ring im Zelt auf der Bürgerweide. Schwergewichte und Techniker, rauhe Burschen und Publikumslieblinge, auch zwei zarte Frauen sind dabei. Wie schon im Vorjahr soll der Catch-Cup 2005 die Tradition der Bremer Wrestling-Turniere wieder aufleben lassen. Peter Williams, Ringrichter, Sprecher, DSF-Kommentator und überhaupt eine Legende der Szene, findet das großartig, glaubt, dass wieder „Tausende und Tausende zum Wrestling kommen“.

Die Kämpfe heißen „Battle Royal“, „Ladies-EM“ oder „Iron-Man“, der Kampf um die Schwergewichts-Weltmeisterschaft der EPW (European Professional Wrestling) am Samstagabend soll dabei der vorweggenommene Höhepunkt sein. Kein Wunder, ist der Titelverteidiger doch ein Bremer.

Eddy Steinblock heißt der im wirklichen Leben, „Big German“ nennt er sich im Ring. Der 145-Kilo-Mann ist 2,01 Meter groß und an den Armen tätowiert. Die Haare hat er blond gefärbt, für die Amerikaner sei er damit der Nazi, sagt er selbst. Doch auch das ist Teil der Show, die vornehmlich auf Eddys Betreiben wieder in die Stadt kam.

Sein Freund und auch mal Rivale, „Cannonball Grizzly“, sitzt neben ihm. Nur 1,88 Meter misst er, dafür bringt er sagenhafte 168 Kilogramm auf die Waage. Seine Muskelberge in ein Jackett gezwängt, trinkt der Gigant nicht etwa Dosenbier, sondern Tee aus einer Tasse, die in seinen Händen förmlich zu verschwinden scheint. Er spricht mit typischem Akzent aber in gutem Deutsch, dieser US-Amerikaner. „Meine Frau ist Deutsche“, verrät er zur Erklärung. Seinen wirklichen Namen behält er für sich. Teil der Show, Ehrensache.

Doch, doch, das sei alles richtiger, ehrlicher Sport, versichert Eddy mit Nachdruck. „Ich werde wirklich alles dafür geben, den Titel zu behalten.“ Das könnte nämlich durchaus schwierig werden, ist sein Gegner am Samstag doch „Colossus“, ein 2,09 Meter großer Hüne aus den USA. Dem gehe ein „tierischer Ruf voraus“, sagt der aktuelle Champion. „Das ist ein knochenharter Hund.“ Angst habe er, klar, keine. Aber Respekt. Das ja. Außerdem, und das sagt dann Sprecher-Legende William, habe Eddy im Vorjahr nicht irgendwen geschlagen, sondern Terry Funk, „den verrücktesten Wrestler den ich je erlebt habe“. Wird sich zeigen, ob der Deutsche auch dieses mal wieder „aus allen Knopflöchern blutet“ (Eddy über Eddy).

Wer das alles sehen will, Cardinal Colens, Mr. Tattoo oder Chris The Bambikiller noch dazu, kann für 15 bis 23 Euro jeweils ab 20 Uhr dabei sein (sonntags drei Stunden früher), Einlassbeginn ist eineinhalb Stunden vor Veranstaltungsbeginn. Samstagabends gibt es einen Top-Zuschlag von zwei Euro, aber das darf dann schon mal sein, findet Peter William, „um den Bremer Catch-Hero zu erleben“.

Dieser kümmert sich derweil um fast alles. Beim Ring-Aufbau am Dienstag hatte „The Big German“ auch prompt etwas auszusetzen. Eine minimale Stufe unter dem Teppich am Zugang monierte er, eine typische Stolperfalle. „Wenn das so bleibt, sehe ich mindestens zwei unserer Kämpfer auf der Fresse liegen“, prophezeit er. Und so etwas will man beim Wrestling nun ja wirklich nicht sehen. Josephine Doepner/Achim Graf