Kirche gegen Moschee

RELIGION Evangelen reagieren verschnupft auf Muslime, die in einem Ex-Gotteshaus beten wollen

Der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hans Ulrich Anke, kritisiert, dass eine ehemalige Kirche in Hamburg künftig als Moschee genutzt werden soll. Das islamische Zentrum Al-Nour hatte das leer stehende Gebäude im November erworben (taz berichtete). Die alte Kapernaumkirche im Stadtteil Horn wird schon lange nicht mehr für Gottesdienste genutzt. 2002 hatte die evangelische Kirche das Gebäude entwidmet, 2005 verkaufte sie es an einen privaten Investor. Doch statt wie geplant eine Kindertagesstätte in dem Sechzigerjahre-Bau zu eröffnen, ließ der Besitzer die Kirche „vermüllen“, sagen Stadtteilpolitiker.

Seit der Verkauf an das islamische Zentrum bekannt wurde, regt sich bei den Kirchenvertretern Kritik. Die Umwandlung in eine Moschee ist für EKD-Präsident Anke „kein angezeigter Weg“. Die Erinnerung an christliche Gottesdienste könne man auch nach der Entwidmung einer Kirche „nicht einfach abschalten und den Raum fürs Predigen anderer Gottesbilder zur Verfügung stellen“.

Zu dieser Haltung passt ein Papier, in dem die evangelische Nordkirche 2007 festlegte, dass leer stehende Kirchen zwar abgerissen oder zu jüdischen Synagogen gewandelt, nicht aber an Muslime übergeben werden dürfen. Als 2005 der Vertrag mit dem Investor geschlossen wurde, gab es diesen Leitfaden noch nicht, heißt es jetzt von einem Hamburger Kirchensprecher. Man wolle nun das Gespräch mit der sunnitischen Al-Nour-Gemeinde suchen, „um die Situation gemeinsam zu beraten“.

Al-Nour-Vorsitzender Daniel Abdin ist erstaunt über die späte Kritik der EKD. „Man kann doch nicht etwas wegschmeißen und wenn es jemand aufhebt, will man es plötzlich zurück“, sagt er. „Ich erwarte Toleranz.“ Seine 600-köpfige Gemeinde betete rund 20 Jahre lang in einer Tiefgarage. Abdin sagt, er habe sich stets um einen Dialog bemüht. Das räumt auch die Nordkirche ein. Er sei „ein anerkannter Gesprächspartner“.  KLU