Doku-Film "Generation Model": Produkte zweifeln nicht

Kind, Adonis, Angry Young Man: Ein Junge möchte Model werden. Die Doku "Generation Model" in der Fernsehspielreihe "Der schöne Schein" (ZDF, 0.15 Uhr) blickt hinter die Kulisse seines Körpers

Paul kann ganz Junge sein, aber auch sehr feminin, sagt ein Fotograf. Bild: zdf

Paul ist zeitgemäß, sagt eine Agentur. Paul ist jung und hat Spaß, er gibt sein Geld für Clubs und Klamotten aus, sagt ein Modelabel. Paul kann ganz Junge sein, aber auch sehr feminin, sagt ein Fotograf. Sie alle sagen das aufgrund der Bilder, die sie von Paul gemacht haben. Was Paul will, was ihn interessiert, was er gerne machen möchte, gehört nicht zum Geschäft rund um Mode und Models. Man ist ein Produkt, sagt Paul.

Die Regisseurin Anne-Kristin Jahn hat nun ein weiteres Bild des männlichen Models Paul geschaffen. Eines, das über die Schönheit seiner Oberfläche hinausgeht. Im Dokumentarfilm "Generation Model" aus der ZDF-Reihe "Der schöne Schein" begleitet sie den erst 18-, später 19-jährigen Paul Boche über mehrere Monate und zeigt einen jungen, fragilen Mann, der ein bisschen adoleszent an den Menschen zweifelt, der irgendwie gern alleine im Wald ums nackte Überleben kämpfen möchte, aber es auch großartig findet sich in den Rausch einer Nacht zu begeben, in der man 240 Euro teuren Wodka neben Leonardo DiCaprio trinkt.

Mit "Generation Model" glückt Jahn ein Porträt über eine Generation von - Darstellern. "Auf Karriere haben wir beide keinen Bock, wir möchten gleich ganz oben einsteigen", sagt Pauls Freund. Doch am Beispiel von Paul Boche, der eine Mischung aus Kind, Adonis und Angry Young Man ist, liefert Jahn auch eine Erklärung, warum diese Heranwachsenden so anspruchsvoll und gleichzeitig so wenig kämpferisch sind. In Paul interpretiert jeder etwas hinein, seien es seine Lehrer, seine Agenten oder seine Freunde. Jeder will, dass er etwas für sie erfüllen soll.

Am spannendsten ist dieser sehenswerte Film, wenn er Paul in seiner alten Welt zeigt: einer Hausgemeinschaft in Eisenach, in der jede Menge linker Selbstverwirklicher ihre Visionen von alternativem Leben leben. Vor dieser Kulisse künstlerisch kreativer Menschen, ist es einem noch unklarer, was den Reiz des Modelseins ausmachen könnte. "Ich will etwas machen, das groß ist", sagt Paul zu einem der Hausbewohner. "Willst du das, Paul?", fragt der zurück. Die Antwort bleibt aus.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.