„Geld abholen, wo es liegt“

TRANSPORT Antikapitalisten stürmen den Weihnachtsmarkt zur Geldbeschaffung

■ ist Mitglied des Bremer Lokalbündnisses „Wir zahlen nicht für Eure Krise“

taz: Herr Meyer, Sie wollen heute Geld beschaffen. Wofür – und vor allem woher?

Wolfgang Meyer: Wir wollen das Geld dort abholen, wo es vorhanden ist: Bei den Banken. Dort liegt das Geld in Massen.

Und dann wohin damit?

Wir bringen es in einem symbolischen Akt in Eimern und Säcken zur Bürgerschaft, wo heute der Haushalt beraten wird.

Den sehen Sie kritisch?

Das ist ein extremer Kürzungshaushalt. In Zukunft wird sich das durch die Wirtschaftskrise und die Schuldenbremse wohl noch verschärfen. Man sollte aber dort mehr ausgeben, wo es nötig ist: Gesundheit, Bildung, Umwelt oder Stadtentwicklung.

Wo genau ließe sich denn etwas abzwacken?

Schätzungen zufolge befinden sich weltweit derzeit 668 Billionen Dollar in Finanzblasen: in internationalen Finanzfonds, Immobiliengeschäften und ähnlichem. Bremen ist stark an Schiffshypotheken beteiligt. Anstatt das zu finanzieren sollte Bremen lieber soziale Projekte fördern. Das würde an einigen Ecken helfen.

Und welchen Profit abwerfen?

Ein besseres soziales Zusammenleben und mehr Lebensqualität. Wirtschaften sollte dazu dienen, eine solidarische Gesellschaft zu entwickeln. Das sollten die Menschen stärker fordern. Und sich selbst organisieren, anstatt sich auf die etablierte Politik zu verlassen.

Werden solche Appelle bei Glühwein-beseelten Marktbesuchern ankommen?

Ich glaube, dass wir auf Sympathie stoßen werden. Die meisten werden die Kürzungen selbst spüren. Und wenn es so weiterläuft, werden sich viele einen Weihnachtsmarktbesuch im nächsten Jahr nicht mehr leisten können. INTERVIEW: AG

15.30 Uhr vor der Bürgerschaft