Klimaallianz akzeptiert umstrittene Spende: Klimaschutz mit Hedgefonds-Geld

Um Aktivitäten gegen Kohlekraftwerke zu finanzieren, nimmt die Klimaallianz eine Großspende an, die zum Teil von der Stiftung eines Hedgefonds stammt. Greenpeace tritt darum aus dem Bündnis aus.

Die Klimaallianz will professioneller protestieren - auch mit Geld vom Gegner. Bild: dpa

Darf man Geld aus jeder Quelle annehmen, um damit Gutes zu tun? Mit dieser Frage quälte sich die Klimaallianz, ein Bündnis von 94 Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, seit ihr im Februar 500.000 Euro angeboten wurden, um damit den Kampf gegen Kohlekraftwerke in Deutschland zu unterstützen. Am Mittwoch entschied die Mitgliederversammlung der Klimaallianz nun, das Angebot anzunehmen. Das Geld stammt von der neu gegründeten European Climate Foundation, die es wiederum von sechs großen internationalen Stiftungen erhält.

Gegen einen der Geldgeber gab es innerhalb der Klimaallianz erhebliche Vorbehalte: Es handelt sich um die "Children's Investment Fund Foundation", eine Stiftung, die vom britischen Hedgefonds The Children's Investment Fund (TCI) finanziert wird. Dieser gilt nicht nur als aggressiver globaler Investor, der etwa mit seiner Beteiligung an der Deutschen Börse und dem Sturz von deren Chef, Werner Seifert, für Aufsehen sorgte. Zudem ist der Fonds auch an Energiekonzernen in Japan und China beteiligt, die ihr Geld mit Atomkraft und Kohle verdienen.

"Nach Abwägung der Chancen und Risiken haben wir uns entschieden, das Geld anzunehmen", berichtete Jürgen Maier, Geschäftsführer beim Forum Umwelt und Entwicklung und Mitglied im Trägerkreis der Klimaallianz. "Mit dem Geld können wir endlich Leute einstellen und mit voller Kraft gegen die geplanten Kohlekraftwerke mobilisieren." Als erste große Aktionen sollen im September Demonstrationen an den Standorten Staudinger in Hessen und Jänschwalde in Brandenburg organisiert werden.

Scharfe Kritik an der Finanzierung mit dem Stiftungsgeld war im Vorfeld von Greenpeace gekommen. "Wir nehmen grundsätzlich keine Großspenden von Firmen, Parteien oder Stiftungen", sagte Greenpeace-Energieexperte Thomas Breuer zur taz. "Unsere Unabhängigkeit ist uns wichtig." Die gleichen Kriterien lege die Organisation auch an Kooperationsprojekte an.

Während der Sitzung gab Greenpeace noch vor der Abstimmung bekannt, die Klimaallianz zu verlassen, um einer Entscheidung nicht im Weg zu stehen. Der Bund für Umwelt und Naturschutz, aus dem es zuvor ebenfalls Kritik gegeben hatte, enthielt sich; Attac stimmte gegen die Annahme des Geldes. Die Globalisierungskritiker haben zwar keine grundsätzlichen Vorbehalte gegen Drittmittel, doch von einem Hedgefonds, der in Atomkonzerne investiert, sollten sie nicht stammen, sagte Chris Methmann vom Attac-Koordinierungskreis. "Das gefährdet die Glaubwürdigkeit." Über den Verbleib in der Klimaallianz hat Attac noch nicht entschieden.

Nachdem die heikle Geldfrage entschieden ist, hofft die Klimaallianz nun darauf, endlich durchstarten zu können. Das Bündnis, das bisher nur über wenig Schlagkraft verfügte, will die Initiativen vernetzen und unterstützen, die sich an vielen geplanten Kraftwerksstandorten gegründet haben.

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