Landesbank: Bankenskandal zahlt sich aus

Während andere Kreditinstitute Milliardenverluste verkünden, zeigt sich die Landesbank Berlin unbeeindruckt. Offenbar hat das Haus aus dem Skandal von 2001 gelernt.

Die schlechten Nachrichten reißen nicht ab. Am Mittwoch verkündete die WestLB für 2007 einen gewaltigen Verlust von 1,6 Milliarden Euro. Zuvor hatte die Sächsische Landesbank infolge der Kapitalmarktkrise verkauft werden müssen. Von diesem Schrecken unbeeindruckt zeigt sich ausgerechnet die einstige Berliner Bankgesellschaft. Der in Landesbank Berlin Holding (LBB) umgetaufte Konzern steht nach heutigem Wissen blendend da. Das liegt vor allem an einer früheren Katastrophe: Unternehmensführung und Land Berlin haben aus dem Berliner Bankenskandal 2001 die richtigen Schlüsse gezogen. Nun könnte die LBB sogar zum Flaggschiff des mächtigen Deutschen Sparkassenverbands werden.

"Berlin hat die Gnade der frühen Krise", urteilt der finanzpolitische Sprecher der Linkspartei-Fraktion, Carl Wechselberg. Nachdem ein Zusammenbruch der Bankgesellschaft 2001 nur dank Milliardenhilfen des Landes abgewendet werden konnte, habe das Management um den neuen Vorstandsvorsitzenden Hans-Jörg Vetter den richtigen Kurs eingeschlagen. "Vetter hat sich bemüht, Risikopositionen abzubauen", sagt Wechselberg.

Insbesondere habe die Bankenführung die Finger von den mittlerweile berüchtigten Subprime-Angeboten gelassen, also riskanten Immobilienkreditpaketen. Das Schwinden des Vertrauens in diese Finanzprodukte befeuert die Kapitalmarktkrise.

Lob für die Landesbank-Führung gibt es auch von den Grünen. Deren finanzpolitischer Sprecher Jochen Esser urteilt: "Hans-Jörg Vetter ist halt ein seriöser Mensch." Allerdings mag der Grünen-Politiker nicht von einer "Gnade der frühen Krise" sprechen wie sein Kollege von der Linkspartei. "Immerhin summiert sich der Schaden des Berliner Bankenskandals für das Land möglicherweise auf 7 Milliarden Euro."

Die ehemalige Bankgesellschaft hat eine wechselvolle Geschichte. Nach euphorischen Gründungshoffnungen 1994 verspekulierte sich das landeseigene Unternehmen mit Immobilienfonds. 2001 wurden schließlich gewaltige Risiken offenbar, für die das Land noch jahrzehntelang haften muss. Der darin verstrickte Vorstandschef der zum Konzern gehörigen Berlin-Hannoverschen Hypothekenbank, Klaus-Rüdiger Landowsky, war zugleich CDU-Fraktionsvorsitzender. Die schwarz-rote Koalition platzte, und die EU-Kommission erlaubte Milliardenspritzen für den angeschlagenen Konzern nur unter der Auflage, das Unternehmen bis Ende 2007 zu verkaufen. Neuer Eigentümer ist nach einem langen Bieterverfahren der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), der Interessenvertreter der Sparkassen und Landesbanken. Für das vergangene Jahr hat die Landesbank einen Gewinn von 291 Millionen Euro ausgewiesen.

Die sanierte Unternehmen mit seinem Kernstück, der Berliner Sparkasse, soll nun sogar zum Kronjuwel des Sparkassenverbands werden. Dessen Präsident Heinrich Haasis will die LBB zum Dienstleister für alle Sparkassen ausbauen. Das heißt: Die Berliner sollen ihre guten Kontakte an den internationalen Finanzmärkten nutzen, um kleineren Sparkassen zu guten Konditionen Geld zu besorgen,das diese dann daheim als zinsgünstige Kredite weitergeben können.

Diese Aufgabe erfüllten bis vor wenigen Jahren die Landesbanken. Doch diese dürfen nach einer Übergangsfrist nicht mehr, wie jahrzehntelang üblich, in Krisen ihre Schulden einfach auf die öffentliche Hand abwälzen - so will es die EU-Kommission. Ein neues Instrument zur günstigen Geldbeschaffung muss her. So könnte die einstige Pleitebank doch noch zum Vorbild werden.

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