Frankfurter Einheitsbrei

ÜBERNAHME Die „FAZ“ lässt vom Kartellamt den Kauf der „Frankfurter Rundschau“ prüfen

Laut Kartellamt will die „FAZ“ nur das Verlagsgeschäft kaufen

Eigentlich wollte Frank Schmitt, der Insolvenzverwalter der Frankfurter Rundschau (FR), die Namen der beiden Interessenten nicht nennen, als er am Mittwoch vor die Mitarbeiter trat und diese ein weiteres Mal über ihre ungewisse Zukunft informierte.

Doch zu diesem Zeitpunkt hatte sich der eine potenzielle Käufer längst geoutet: das türkische Medienunternehmen Estetik Yayincilik. Und wer der zweite Bieter ist, war ein kaum gehütetes Geheimnis: die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Genauer: die Frankfurter Societäts-Druckerei, Verlegerin der Frankfurter Neuen Presse (FNP) und Drucker der FAZ. Die Frankfurter Societäts-Druckerei gehört ebenso wie die FAZ zur Fazit-Stiftung.

Am Freitag sollte das eigentliche Insolvenzverfahren der FR eröffnet werden. Deswegen drängt auch Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, das einen möglichen Kauf der FR durch die FAZ nun prüft, auf eine schnelle Entscheidung. „Die Prüfungsfrist für dieses Verfahren ist wegen des verbleibenden knappen Zeitraums, in dem die Finanzierung der Frankfurter Rundschau noch gesichert ist, stark verkürzt“, wird er in einer Mitteilung zitiert.

Die FAZ will laut Kartellamt lediglich „das Verlagsgeschäft der Frankfurter Rundschau von der insolventen Druck- und Verlagshaus Frankfurt am Main“ GmbH erwerben. Also nicht die dazugehörige Druckerei. Dieses Modell liefe laut Medienberichten darauf hinaus, dass die FR als Lokalzeitung mit nur ein paar Dutzend Redakteuren weiterexisitierte. Und mit einem überregionalen Mantelteil, von außen, aber nicht von der FAZ geliefert.

Das Kartellamt muss nun prüfen, ob es sich bei der Übernahme durch die FAZ um eine sogenannte Sanierungsfusion handelt. Dabei spielt zum einen eine Rolle, ob die Marktanteile der FR der FAZ beziehungsweise der Frankfurter Societäts-Druckerei zufallen würden, sollte die FR nicht mehr erscheinen – und zum anderen, ob es einen ernsthaften alternativen Interessenten für die FR gibt.

Doch den gibt es. „Wir wollen die Rundschau so weiterführen, wie sie besteht. Sie ist lebensfähig“, sagte zumindest ein Sprecher von Estetik Yaynicilik. Das türkische Medienhaus hatte angekündigt, sowohl die FR als auch die Druckerei übernehmen zu wollen – wenngleich auch bei diesem Modell Entlassungen unter den 450 Mitarbeitern unausweichlich wären.

Doch Insolvenzverwalter Schmitt scheint diesem Angebot wenig abgewinnen zu können: Formlos, unverbindlich, in keiner Weise tragbar, die Zahlungsmodalitäten nicht akzeptabel, ließ die Insolvenzverwaltung mitteilen. JÜRN KRUSE