Emmissions-Zertifikate werden knapp: Einstieg in den Klimahandel

Der weltweite Handel mit Emissionsrechten ist im Januar angelaufen. Weil vielen Firmen Papiere fehlen, investieren sie zunehmend in Klimaprojekte im Ausland.

Der Handel mit Emmissions-Zertifikaten nimmt zu Bild: dpa

KÖLN taz Emissionshandel: Dieses Wort stand bisher für ein gut gemeintes System mit wenig Wirkung. Zertifikate, die Unternehmen zum Ausstoß einer bestimmten Menge berechtigten, wurden in der EU zahlreich und umsonst verteilt. Es waren so viele Papiere am Markt, dass der Preis pro Zertifikat gegen Ende der vergangenen Handelsphase bei wenigen Cent lag. Dies dürfte sich nach Ansicht der Marktanalysten nun ändern. Während derzeit viel über die EU-Energiepläne ab 2013 diskutiert wird, hat bereits zum Jahreswechsel eine neue Periode im Emissionshandel begonnen, die bis zum Jahr 2012 dauern wird. Im Vergleich zur ersten Phase hat die EU nun rund zehn Prozent weniger Berechtigungen verteilt. Die Konsequenz: "Es sind nicht genügend Zertifikate am Markt. Die Unternehmen müssen jetzt handeln", so die Einschätzung eines Analysten, die auch andere Beobachter teilen.

Zwar wurden noch nicht alle Papiere an die deutschen Unternehmen verteilt, doch dass sie für ihre Emissionsmenge nicht ausreichen werden, steht jetzt bereits fest: "Das Budget wird überschritten", sagt Katja Rosenbohm, Sprecherin der deutschen Emissionshandelsstelle. Erstmals werden die emissionsintensiven Unternehmen massiv Berechtigungen zukaufen müssen, um ihren Ausstoß klimaschädlicher Gase auszugleichen. Nino Turek, Prokurist beim Beratungsunternehmen Fichtner: "Das Preisniveau wird durch die Knappheit am Markt höher liegen als bisher." Derzeit kostet ein Zertifikat für Dezember 2008 rund 20 Euro.

Den Mangel an Zertifikaten können die Unternehmen vor allem durch Klimaschutzprojekte im Ausland ausgleichen, die durch das Kioto-Protokoll geregelt werden. Darunter fallen vor allem die Projekte aus dem sogenannten Clean Development Mechanism (CDM): Investoren aus den Industriestaaten können Maßnahmen in Entwicklungsländern finanzieren und sogenannte CER-Zertifikate generieren, um eigenen Klimaschaden auszugleichen. "Viele Länder werden ihren Bedarf an Zertifikaten ohne die CERs nicht decken können", prognostiziert Marktbeobachter Turek. In Deutschland dürfen 22 Prozent der EU-Berechtigungen durch CER-Papiere abgegolten werden.

"Dieses Potenzial wollen wir nutzen", sagt Michael Fübi, Projektmanager bei RWE. Nach eigenen Angaben muss der Konzern in der zweiten Handelsperiode jährlich bis zu 70 Millionen Zertifikate oder die Hälfte der benötigten Berechtigungen zukaufen. CER-Papiere aus Projekten im Ausland sollen diese Lücke schließen. RWE investiert etwa in Lachgasfilter für Chemiefabriken in Ägypten. Lachgas ist etwa 300-mal so klimaschädlich wie CO2. Mit 17 Euro am Terminmarkt für Dezember 2008 liegen die CER-Papiere drei Euro unter den EU-Berechtigungen.

Doch oft bringen die Projekte im Ausland nichts oder nur wenig für den Klimaschutz. In einer Studie für den WWF kommt das Öko-Institut zu dem Schluss, dass bei etwa 40 Prozent der registrierten CDM-Projekte die Effekte für den Klimaschutz fraglich bis unwahrscheinlich sind. Der Beitrag der Projekte zur nachhaltigen Entwicklung der Gastländer sei "eher gering". Doch der Trend ist gesetzt: Das UN-Klimaschutzsekretariat, das für die Genehmigung der CDM-Ideen zuständig ist, rechnet bis 2012 mit einem rasanten Anstieg. Mehr als 2,6 Milliarden CER-Papiere sollen dann erzeugt worden sein. Bislang sind es erst 100 Millionen.

Aber auch reine Handelsunternehmen, die keinerlei Klimaschutzpflichten haben, werden laut Experten zunehmend an den Zertifikatebörsen auftreten. Es sind Player wie Ecolutions, die vom Klimahandel profitieren. Das Unternehmen in Frankfurt am Main investiert in CDM-Projekte und verkauft die erzeugten Papiere später in der EU.

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