Blutdoping auf der Loipe: Gejagte Skijäger

Eine Firma in Wien soll über 30 Sportlern bei der Blutauffrischung behilflich gewesen sein. Neben den Radprofis sollen auch deutsche Biathlonhelden unter den Blutdopern sein.

Mit Wiener Blut schießt sich's noch mal so gut. Aber: Keiner will's getan haben. Bild: dpa

Wieder einmal sind es die üblichen Verdächtigungen. Etliche der bekanntesten Radprofis der Welt sollen bei einer Blutbank in Wien ein und aus gegangen sein, um sich ihr Blut auffrischen zu lassen. Der Däne Michael Rasmussen soll ebenso von den Leistungen der Firma Humanplasma profitiert haben wie der Niederländer Michael Boogerd, der Russe Denis Menchov und der Österreicher Georg Totschnig. So vermeldete es die ARD am Dienstagnachmittag. Doch auch Athleten aus anderen Sportarten sollen des Öfteren in Wien gewesen sein. Die ARD geht davon aus, dass der Großteil der Humanplasma-Kunden aus Deutschland kommt. Skilangläufer und Biathleten stehen unter Verdacht.

Schon am Wochenende herrschte eine merkwürdige Stimmung beim Weltcup der Skijäger in Ruhpolding. 18.000 Fans feierten die Siege des dreifachen Olympiasieger Michael Greis, bejubelten die Rennen von Kati Wilhelm, die im Chiemgau ins Gelbe Trikot der Weltcup-Führenden schlüpfen durfte. Und doch wollte so richtig lauter Jubel unter den Athleten nicht aufkommen. Gerüchte, wonach auch deutsche Biathleten ihr Blut in Wien bearbeiten ließen, kursierten bereits. Die Sportler mussten Fragen zum Doping beantworten. Sie gaben die üblichen Antworten. "Es gibt keine Sportart, die frei von Doping ist, aber vorstellen kann ich mir so was nicht", sagte etwa Andrea Henkel. Martina Glagow wehrte jede Anspielung empört ab: "Ich kenne keine Blutbank in Wien." Bundestrainer Uwe Müssiggang konnte in den ARD-Enthüllungen nichts Neues finden: "Es war ja angekündigt worden, dass Ross und Reiter genannt werden. Solange das nicht der Fall ist, kann ich mich schlecht dazu äußern. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass von unserer Mannschaft jemand dabei ist", so Müssiggang.

Die Firma Humanplasma steht bereits seit den Olympischen Spielen von Turin, als eine im Team der österreichischen Langläufer und Biathleten durchgeführte Razzia Blutbeutel und einschlägige Werkzeuge zu Tage förderte, unter Beobachtung. Im November verdichtete sich der Verdacht, dass etliche Ausdauersportler Kunden der Firma waren. Medienberichte in der österreichischen Tageszeitung Kurier und der Wochenzeitung Die Zeit haben den früheren Präsidenten der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) Richard Pound wohl veranlasst, sich mit einem Schreiben an den österreichischen Sportstaatssekretär Reinhold Lapotka zu wenden. "Es bestehen gute Gründe zu glauben, dass diese Firma teilweise Athleten beim Blutdoping unterstützt hat", schieb er. Inzwischen laufen in Österreich Ermittlungen. Bei Humanplasma werden alle Vorwürfe bestritten. Experten im Anti-Doping-Kampf, wie der Kärntner Richter Arnold Riebenbauer, der für den österreichischen Skiverband die Vorkommnisse von Turin untersucht hat, widerspricht allerdings vehement den Angaben der Firma, wonach Blutdoping bei Humanplasma gar nicht möglich sei. Die Firma verfügt über Verbindungen nach Tschechien, aber auch nach Deutschland. Zum Netzwerk im Umfeld von Humanplasma gehört auch die "EBPS Blood and Plasma Service GmbH", die bis vor zwei Jahren Filialen in Chemnitz, Gera, Jena, Erfurt und Zwickau betrieben hat.

Während die ARD keine verdächtigen Sportler aus dem Wintersport beim Namen nennen wollte, wurde sie, was die Radsportler betrifft, eindeutig. Einer der Beschuldigten, Ex-Profi Georg Totschnig, der lange für das deutsche Team Gerolsteiner führ, widersprach allen Anschuldigungen. "Ich bin nie dort gewesen", sagte er bei Radio Tirol.

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