Frauenfußball-Doku: Sommermärchen, später

In "Die besten Frauen der Welt" wird die porträtierte Mannschaft am Ende sogar Weltmeister (Mi, 02.01.; 18 Uhr, ARD).

Die Fußballnationalspielerinnen Saskia Bartusiak (von l. nach r.), Sandra Smisek und Renate Lingohr bei der Filmpremiere Bild: dpa

Filme zu drehen, die das Innerste eines Teams nach außen kehren, ist durch Sönke Wortmanns "Sommermärchen" in Mode gekommen. Nun hat auch die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft ihren eigenen WM-Film: In "Die besten Frauen der Welt" dokumentiert Autorin Britta Becker den Weg der Frauen von der WM-Vorbereitung im Juni bis zum umjubelten Empfang der Weltmeisterinnen im Frankfurter Römer.

Dass der Film konzeptionell Wortmanns "Sommermärchen" ähnelt, ist kein Wunder: Er hat ihn produziert. Trotzdem versucht Becker, die für Wortmanns Firma "Shark TV" arbeitet, ihren Film davon abzugrenzen: "Im Gegensatz zur Männermannschaft sind die Fußballerinnen den meisten Zuschauern nicht bekannt. Somit war es wichtig, mehr Nähe zu den Spielerinnen aufzubauen, um sie greifbarer und bekannter zu machen."

Die Nähe drückt die Regisseurin durch recht private Aufnahmen aus, in denen einige der Fußballfrauen ihre schauspielerischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Zudem dürfen die Spielerinnen in ständig wiederkehrenden Interviewsequenzen sich selbst vorstellen und über ihre Probleme als schlecht bezahlte Protagonistinnen im Profifußball sprechen. Den Blick nicht nur auf das Turnier zu richten, sondern auch auf die Hintergründe des Frauenfußballs, ist ein Verdienst des Films.

Die Ansprachen und Kabinenpredigten von Bundestrainerin Silvia Neid stellen - ähnlich wie im Wortmann-Film - ein ständig wiederkehrendes Element dar, doch sind sie sehr viel ruhiger und weniger aggressiv als die von Jürgen Klinsmann, aber stets getragen von der Fachkompetenz der Bundestrainerin.

Die Konzentrationsphasen in der Kabine beschreibt Britta Becker als die größte filmische Herausforderung. "Die Kamera konnte nicht immer auf alle gerichtet werden, bei manchen war die Anspannung einfach zu hoch", erzählt die Regisseurin von ihrer Gratwanderung. "Wir mussten stets die Antennen aufstellen, um zu sehen, wann kann ich ran und wann gehe ich auf Distanz."

Den meisten Spielerinnen ist es gelungen, die Kamera recht bald zu vergessen. "Irgendwann merkt man sie gar nicht mehr. Und die beiden Kamerafrauen haben sich super ins Team integriert", sagt Renate Lingor. So wie die Spielmacherin sahen es auch die meisten anderen Spielerinnen. Ersatztorhüterin Ursula Holl findet es zwar komisch, sich selbst zu beobachten, ist von dem Film aber "begeistert". Auch Verteidigerin Annike Krahn war sich der Kamera irgendwann "nicht mehr bewusst" und bescheinigt dem Ergebnis, authentisch zu sein: "Der Film bringt rüber, dass wir viel Spaß hatten, aber auch sehr hart für unser Ziel gearbeitet haben."

"Natürlich lebt der Streifen auch vom Erfolg der Mannschaft", gesteht die Autorin und erzählt, dass sie vorm Viertelfinale gegen Südkorea "ein wenig ins Schwitzen" gekommen sei.

Becker gibt freimütig zu, eigentlich gar kein großer Fußball-Fan zu sein. Das tut dem Film gut, er gewinnt an dokumentarischer Qualität. Und macht neugierig auf eine Mannschaft mit vielen Unbekannten.

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