Kampf gegen Doping: Chip im Körper soll Schummeln verhindern

Es ist ein radikaler Vorschlag der schwedischen Leichtathletin Klüft: Sportler sollen per Chip und GPS permanent überwacht werden, um nicht vor Dopingtests fliehen zu können.

Das derzeitige Doping-Kontrollsystem halten viele für unzureichend Bild: ap

STOCKHOLM taz Ein Chip unter die Haut operiert oder ein ständig zu tragender Ring bzw ein Armband mit einem eingebauten GPS-Sender. Das sind die drastischen Vorschläge der beiden schwedischen Leichtathleten Carolina Klüft und Stefan Holm im Antidoping-Kampf. "Es ist traurig, aber ich glaube wir sind dem Sport mittlerweile schuldig nahezu alles zu tun", erklärte sie in einem Interview mit dem stockholmer "Svenska Dagbladet". Das aktuelle System, wonach Leistungssportler jeweils für 3 Monate im Voraus exakt angeben müssen, wo sie sich aufhalten, um für unangemeldete Dopingtests erreichbar zu sein, hält Klüft für unzureichend und unpraktisch. Es sei deshalb besser, die technischen Möglichkeiten auszunutzen, die es bereits gibt, um den Standort von SportlerInnen jeweils konkret feststellen zu können.

"Ich selbst würde mich über eine solche Überwachung nicht beklagen", erklärte Klüft: "Im Gegenteil finde ich es wichtig, dazu bereit zu sein und solche Fragen auch offen zu diskutieren." Und sie hat einen weiteren Vorschlag: Alle Dopingtests sollten für die Allgemeinheit über Internet öffentlich werden, so dass jeder genau verfolgen kann, wer wann wo und wie oft getestet wurde.

Der schwedische Hochspringer Stefan Holm schloss sich dem Vorschlag seiner Siebenkampf-Landsmännin unmittelbar an: "Warum auch nicht. Das klingt ja radikal und ein wenig brutal, dürfte aber eine gute Lösung sein, damit dieses Misstrauen gegen uns aufhört." Da man schon bislang recht streng kontrolliert werde, sei eine Chip- oder GPS-Überwachung vielleicht die einfachste Lösung "so absurd dies auch ist und auch wenn es nach Sciencefiction klingt".

Staffan Sahlström, Chef von IDTM, einem der weltweit führenden Dopingtestlabors griff den Klüft-Vorschlag unmittelbar auf: "Eine ausgezeichnete Idee und ich finde, dass schwedische Sportler gleich selbst diese Überwachung testen sollten." Gleichzeitig hat er allerdings auch Bedenken. Zum einen, was die Kosten eines solchen Systems angeht: "Andererseits produziert die jetzige Ordnung aber auch einen gewaltigen Aufwand, da viele Sportler keinen Zugang zum Internet haben und täglich kiloweise Faxe mit Standortmeldungen eingehen." Allein beim internationalen Leichtathletikverband würden drei Personen ausschliesslich damit arbeiten, die Listen der Aktiven zu aktualisieren.

Schwerwiegender könnten laut Sahlström Bedenken juristischer Art wiegen. Da eine Überwachung mit Chip oder GPS doch einen schweren Eingriff in die Integrität darstelle, wäre wohl eine derartige Überwachungsordnung nur auf freiwilliger Basis denkbar: "Wenn man bedenkt, dass sich in den USA die Vereinigung der Baseboll-Spieler dagegen wehrt, überhaupt dopinggetestet zu werden." Doch wenn man sehe, zu welchem "Katz- und Mausspiel" die derzeitige Überwachung in Einzelfällen geführt habe - beispielsweise was den griechischen Sprinter Kenteris und seine Kollegin Thanou angehe, den dänischen Radsportler Michael Rasmussen und die bulgarische Hochspringern Venenva -, wäre eine "Modernisierung" der Überwachung positiv. "Letztendlich", so Sahlström, "wird dies aber von der Einstellung der Sportler und der Funktionäre abhängen."

"Ich würde mich sofort als erste Testperson anmelden", reagierte Carolina Klüft auf das Angebot des Dopingjägers Sahlström. Während die Meinung in verschiedenen Sportblogs eher zweifelnd bis negativ war: "Ich bin doch ein Mensch und kein Zirkustier" schreibt eine Signatur, die angibt selbst Leistungssportler zu sein. Der schwedische Leichtathletikverband äussert sich vorsichtig, aber nicht negativ: "Es ist wichtig, sich weder an ein bestimmtes Modell zu binden, noch zukünftige Möglichkeiten auszuschliessen", sagt Håkan Nyberg, der Vorsitzende von deren Antidopinggruppe: "Wir lehnen das nicht von vorneherein ab."

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