Pol Pot-Weggefährten droht Prozess: Exführer der Roten Khmer verhaftet

Ieng Sary war Außenminister des kambodschanischen Pol-Pot-Regimes und hatte bereits 1996 die Seiten gewechselt.

Soll persönlich für den Tod vieler Studenten und Diplomaten verantwortlich sein: Ieng Sary. Bild: dpa

BERLIN taz In Kambodschas Hauptstadt Phnom Penh sind Montag Morgen der frühere Außenminister des berüchtigten Pol-Pot-Regimes, Ieng Sary, und seine Ehefrau, die frühere Sozialministerin Ieng Thirith, verhaftet worden. "Ieng Sary werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen", sagte die Sprecherin des Sondertribunals zur Aufarbeitung der Diktaturverbrechen, Helen Jarvis, der taz. "Ieng Thirith werfen wir Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor."

Der 78-jährige Ieng Sary war während der Schreckensherrschaft der Roten Khmer (April 1975 bis Janaur 1979) Vizepremier und Außenminister. Dem Regime fielen bis zu zwei Millionen Menschen zum Opfer. Ieng Sary war das internationale Gesicht des abgeschotteten Regimes, das er auch vor der UNO vertrat. Er soll persönlich für den Tod vieler Studenten und Diplomaten verantwortlich sein, die er nach ihrer Flucht zur Rückkehr nach Kambodscha überredete, wo sie ermordet wurden.

Ieng Sary hatte in den 50er-Jahren mit Pol Pot in Frankreich studiert. Mit ihm war er nicht nur befreundet, sondern auch durch Heirat familiär verbunden. Ieng Sarys jetzt verhaftete Frau, der Zwangsverheiratungen und die Verantwortung für sogenannte Umerziehungslager zur Last gelegt werden, ist die Schwester von Pol Pots Frau. Ieng Sary und Pol Pot wurden 1979 wegen Völkermords zum Tode verurteilt, nachdem der vietnemesische Einmarsch ihr Regime gestürzt hatte. Doch 1996 sagte sich Ieng Sary von Pol Pot los und lief mit 10.000 Kämpfern zur Regierung über. Dafür wurde er vom damaligen König Norodom Sihanouk amnestiert. Seitdem lebte das Ehepaar Ieng unbehelligt in einer Villa in Phnom Penh. Pol Pot starb 1998 in seinem Dschungelversteck an der thailändischen Grenze eines natürlichen Todes.

Mit der Verhaftung von Ieng Sary und Ieng Thirith droht jetzt vier hochrangigen Ex-Roten-Khmer der Prozess vor dem Tribunal. Es ist mit 17 kambodschanischen und 12 UN-Richtern besetzt, von denen keine Gruppe allein entscheiden darf. Im August wurde gegen den früheren Leiter des Foltergefängnisses Tuol Sleng, Kang Kek Ieu, genannt "Duch", die erste Anklage erhoben. Dort wurden mindestens 15.000 Menschen ermordet. Im September war der frühere Chefideologe Nuon Chea, genannt "Bruder Nr. 2", verhaftet worden. Die Prozesse sollen 2008 beginnen.

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