Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Ob die Kürzung der Pendlerpauschale sozial oder ökologisch nützlich ist, wird niemand je erfahren. Überhaupt: Bei der SPD gabs keinen Ruck, schon gar nicht nach links

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Dass man den Hass predigenden Kardinalfehler Meisner gerichtlich nicht mehr einen Hassprediger soll nennen dürfen. Wohl weil seine leidenschaftliche Hetze gegen "verderbliche und unwahre Sexualität, mit der sich die Menschheit zugrunde richtet", weniger an islamistische Fundamentalisten erinnert. Und mehr zum Beispiel an glühende Nazis, die mit solchen Begründungen Schwule in KZs folterten und ermordeten.

Was wird besser in dieser?

Immer mehr Menschen nennen Meisner juristisch korrekt "Hassprediger alter Schule", so wie ich das hier auch tue.

Die IG Metall hält diese Woche ihren Kongress ab. Ist die IG Metall weiterhin unverzichtbar - oder in einer flexibilisierten Arbeitswelt eine Kollektivorganisation auf dem absteigenden Ast?

Was den überschäumenden Spätkapitalismus an der ehemaligen Arbeiterklasse nur noch interessiert, ist ihre Kaufkraft. Man bekommt eher den zwanzigsten Kredit als die erste Lohnerhöhung. Und eine machtvolle Organisation lancierte gezielte Kaufboykotts, weil das wenigstens noch irgendjemandem Angst macht. Im Gegensatz zu Konsumenten gelten Mitarbeiter bestenfalls als ersetzbar, wesentlich als lästig. Dies vorausgeschickt, wäre die IG Metall wie der ganze DGB gut beraten, den Verbraucher im Arbeitnehmer deutlicher zu positionieren und so übrigens endlich auch die schmerzlich fehlende Brücke ins Nichtbeschäftigtenlager zu bauen. Heißt auch: Als zunftnahe Vertretung der Jobinhaber gegen die Arbeitslosen ist die IG Metall tot.

Alle reden vom Linksruck der SPD. Gibt es denn den eigentlich?

Bemühungen, sich in Details vom politischen Wettbewerber in der eigenen Partei wie beim Koalitionspartner zu unterscheiden. Kein Ruck, nicht links.

Ist die Wiedereinführung der Pendlerpauschale sozial - oder ökologisch schädlich?

Das wird niemand je erfahren, weil zwischen Abschaffung und Wiedereinführung noch nicht mal ein ganzes Jahr lag.

Die Koalition streitet sich über Mindestlohn bei der Post und die Verlängerung des Arbeitslosengeldes für Ältere. Sind das die Bruchlinien der Koalition - oder nur Alltagskonflikte?

Die Koalition hält bis zur Wahl, wenn außenpolitisch nichts Schlimmes dazwischenkommt - etwa eine Kriegseinladung, der Merkel nicht widerstünde.

Roland Koch will in Hessen offenbar den "Freiheit oder Sozialismus"-Slogan wieder ausgraben. Wird er damit Erfolg haben?

Koch wird egal wie an sein "Wir trösten Helmut Kohl"-Ergebnis vom letzten Mal nicht heranreichen. Dass er sich wieder mit rechter Pampe beschmierte, wäre nur noch Ausdruck der Einsicht, seine bundespolitischen Ambitionen verspielt zu haben.

Heute wird die Stiftung Aufarbeitung ein Denkmal für Freiheit und Einheit in Berlin vorstellen. Brauchen wir das?

Ja. Man sollte im Zehnjahrestakt die Mauer aufbauen und wiederabbauen. Beim Stadtschloss und Volkskammer praktiziert man derzeit ja das gestreckte Konzept, es jeweils alle 50 Jahre auszutauschen per Aufbau und Abriss.

Am Volkstrauertag soll der Bau eines Ehrenmals für tote Bundeswehrsoldaten am Bendlerblock in Berlin beginnen. Die öffentliche Debatte darüber war bislang ziemlich bescheiden. Ist dieses Ehrenmal ein Zeichen für die Militarisierung des öffentlichen Raums?

Ich bin auch ohne Denkmal dagegen, dass Menschen aus Staatsräson sterben. Angehörige und Arbeitskollegen wünschen vielleicht einen Ort, an dem sich der Arbeitgeber vor seinen Opfern verbeugt, das finde ich angemessen und mitunter, wenn es sein Anliegen klug formuliert, auch anrührend.

Und was macht Borussia Dortmund?

Fliegt ausnahmsweise mal nicht schnellstmöglich aus dem Pokal raus, sondern holt sich die Ohrfeige der Woche in der Liga. Nebenan in der Westfalenhalle gewinnt beim 6-Tage-Rennen gefühlt immer der jeweilige Lokalfavorit, in diesem Fall Erik Zabel aus nebenan Unna. Eine Regel, die ich im Profifußball vermisse.

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