Bioethanol-Produktion: Aus für Pflanzenkraftstoff

Bioethanol-Hersteller leiden unter Überkapazitäten und hohen Rohstoffpreisen. Spanien stoppt seine größte Bioethanol-Anlage - auch die Raffinerie in Schwedt macht dicht.

Erst 2005 ging die Bioethanol-Raffinerie in Schwedt in Betrieb. Bild: dpa

Spanien ist der größte Bioethanol Hersteller Europas. Dennoch bleibt der prophezeite Durchbruch der Kraftstoffe aus Pflanzen bisher aus. Statt des erhofften Booms, für den die spanische Industrie in den letzten Jahren große Produktionskapazitäten aufgebaut hat, durchlebt die Branche hier wie weltweit eine Krise. Überkapazitäten und hohe Getreidepreise sind ihre wesentlichen Ursachen.

Aufgrund des Überangebots sind in den USA die Preise für die Benzinbeimischung Ethanol in den letzten vier Monaten bereits um 30 Prozent gefallen. Steigende Getreidepreise haben auf der anderen Seite dazu geführt, dass die chinesische Regierung vergangene Woche alle neuen Projekte zur Herstellung von Bioethanol bis zu Jahr 2010 gestoppt hat.

Auch in Spanien, das hinter Brasilien und den USA weltweit die Nummer 3 der Agrosprit-Produzenten ist, lässt der Absatz von Bioethanol zu wünschen übrig. Die Nachfrage auf dem Binnenmarkt wächst weit weniger als die Produktion. Im Jahr 2006 stieg der Verkauf von Biokraftstoffen nur um 19 Prozent. Die Produktion hingegen legte um 44 Prozent zu. "Während in Brasilien dem Benzin 23 Prozent Bioethanol beigemischt werden, erreicht unsere Produktion noch immer nicht die Tankstellen", erklärt Roderic Miralles, der Verantwortlicher für Biotreibstoffe im spanischen Verband für Erneuerbare Energie (Appa). Spanien produzierte 2006 445.577 Tonnen Biotreibstoffe, davon waren 72 Prozent Bioethanol und der Rest Biodiesel. Bioethanol wird dort vor allem aus Getreide und Abfällen aus der Olivenölherstellung gewonnen, Biodiesel aus Rapspflanzen. Verkauft wurden allerdings in Spanien selbst nur 241.849 Tonnen. Der Rest wurde ins europäische Ausland exportiert. Durch die Transportkosten entsteht ein deutlicher Wettbewerbsnachteil.

Auch die großen Erdölkonzerne des Landes machen den Herstellern des Agrosprits das Leben schwer. Sie weigern sich, Biotreibstoffe zu vermarkten, weil in Spanien mehr Dieselfahrzeuge als Benziner fahren. Sie fürchten, das beigemischte Ethanol würde zu Lasten des Benzinabsatzes gehen.

Bis heute gibt es in Spanien keine gesetzliche Regelung, wie viel Ethanol Benzin zwingend enthalten muss. "Bisher fehlte es am politischen Willen", beschwert sich Miralles. Zwar wurde Mitte Juni ein Gesetz zur Beimischung von Biotreibstoffen vom Parlament verabschiedet. Doch das Industrieministerium wird Verstöße erst ab 2009 ahnden. Und auch bei den Quoten sieht es nicht rosig aus. Für 2009 sieht das Ministerium einen Marktanteil von 3,4 Prozent und für 2010 von 5,83 Prozent vor. "Spät, wenig und schlecht" beurteilt Appa-Sprecher Miralles deshalb diese Politik. "Dieses Geschäftsmodell, in dem das Wachstum auf ausländische Märkte angewiesen ist, ist auf Dauer nicht haltbar." Die Entwicklung gibt ihm Recht. Die größte spanische Bioethanol-Anlage steht seit der letzten Woche wieder still wie schon im ersten Halbjahr für mehrere Monate.

"Wir kommen unseren Lieferverpflichtungen in Europa auch ohne dieses Werk nach", erklärt der Vorstandsvorsitzende von Abengoa Bioenergy, Javier Salgado. Hauptabnehmer sind Deutschland und Frankreich, wo es eine gesetzliche Pflicht zur Beimischung von Bioethanol gibt. Doch auch hier leidet die Branche so, dass bereits Raffinerien heruntergefahren wurden. Seit Montag gilt für die 100 Beschäftigten des Bioethanolwerks in Schwedt Kurzarbeit. Preisdruck und schwierige Absatzbedingungen werden als Gründe genannt. Wann die Produktion wieder aufgenommen wird, ist nicht absehbar.

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