Neues Öko-Siegel: Mit reinem Klimagewissen zubeißen

Das neue Öko-Siegel "Stop-Climate-Change" zeichnet klimaneutrale Produkte aus. Ob bayerische Äpfel oder Bananen aus Ecuador ökologischer sind, sagt das Label nicht.

Öko-Farce: Äpfel aus Neuseeland in deutschen Biomärkten Bild: AP

BERLIN taz Ein neues Öko-Siegel wird Verbraucher ab Oktober auf klimaneutrale Produkte hinweisen. Um das Label "Stop-Climate-Change" zu bekommen, müssen Produkte zwei Kriterien erfüllen: Zum einen soll der Energieverbrauch bei der Herstellung so weit wie möglich reduziert werden. Zum anderen muss der verbleibende CO2-Ausstoß durch den Kauf von Kompensationszertifikaten ausgeglichen werden.

Als erstes Produkt bekam am Dienstag die Banane eines Bioobstimporteurs das Siegel verliehen; damit ist sie das erste klimaneutral hergestellte Lebensmittel, das in Deutschland zu kaufen ist. Anders als bei der britischen Handelskette Tesco, die künftig auf alle Produkte schreiben will, wie viel Klimagase sie verursacht haben, sagt das neue deutsche Siegel nichts über die Menge der Emissionen. Der Kunde kann also nicht unterscheiden, ob es ökologisch besser ist, zum Pudding oder zur Eiswaffel zu greifen. Trägt die Eiswaffel das neue Label, ist aber sicher, dass sie so klimafreundlich hergestellt wurde wie möglich.

Rainer Grießhammer vom Öko-Institut sieht das deutsche Siegel den britschen Etiketten überlegen: "Es gibt Produkte, bei denen es Sinn macht, CO2-Emissionen draufzuschreiben, etwa bei Autos. Lebensmittel gehören nicht dazu, da der Verbraucher überfordert wäre, bei jedem Produkt zu vergleichen." Die einfache Botschaft sei die Stärke des Siegels. Kritik übte Grießhammer aber an dessen Gestaltung: "Die Aufschrift 'Emisson free' ist irritierend. Natürlich werden bei der Produktion Klimagase verursacht." Besser wäre die Bezeichnung "klimaneutral".

Alle Produkte, nicht nur Lebensmittel, können das Siegel bekommen. Die Kriterien sind streng: "Die meisten Systeme berücksichtigen bisher nur die Transporte, aber keine Faktoren wie Produktion, Lagerung und Verpackung. Wir erfassen jedes Detail, von der Aussaat bis zum Einkaufskorb", sagte Jörg Heinzemann von der Agra-Teg GmbH, die aus einem Projekt der Uni Göttingen hervorgegangen ist. Das Unternehmen berät am Label interessierte Firmen, wie sie Energie sparen können.

Berücksichtigt man den kompletten Produktionsweg, entstehen bei der Herstellung eines Kilos Bananen etwa 700 Gramm CO2. Um diese Menge zu neutralisieren, müssen drei bis fünf Cent in Klimaschutzprojekte investiert werden. Der Preisaufschlag für ein klimaneutrales Steak wird deutlich höher ausfallen: Pro Kilogramm Rindfleisch entstehen etwa zwölf Kilogramm CO2.

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