Marokko: Islamisten holen die meisten Stimmen

Laut amtlichem Endergebnis der marokkanischen Parlamentswahl wird aber die Unabhängigkeitspartei stärkste Kraft

Anders als zunächst prognostiziert gaben die meisten Marokkaner nun doch den Islamisten ihre Stimme. Bild: dpa

MADRID taz Marokkos Islamisten sind aus den Parlamentswahlen am 7. September doch als Sieger hervorgegangen - zumindest was die Stimmen angeht. Dies zeigen die Zahlen, die jetzt auf einer Webseite des Innenministeriums in Rabat veröffentlicht wurden. Laut amtlichem Endergebnis erzielte die Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (PJD) 10,9 Prozent der Stimmen. Die historische Unabhängigkeitspartei Istiqlal kommt auf 10,7 Prozent. Bei den Frauenlisten, die zehn Prozent der Parlamentssitze unter sich aufteilen, liegt die PJD mit 13,4 Prozent noch deutlicher vor der Istiqlal, die nur 11,8 Prozent erreichte.

Dank eines Wahlsystems, das die ländlichen Regionen gegenüber den städtischen Ballungsräumen bei der Sitzvergabe bevorzugt, ist die Istiqlal Sieger nach Mandaten. Während die an den Urnen unterlegene Unabhängigkeitspartei mit 52 Abgeordneten im neuen Parlament vertreten sein wird, erhält die PJD nur 46 Sitze. Die PJD erhielt ihre Stimmen vor allem in den Armutsgürteln der Städte wie Casablanca, Tanger und Meknes. Hier kam sie meist auf über 30 Prozent der Stimmen.

Eigentlicher Sieger sind die Wahlverweigerer. 63 Prozent der Eingeschriebenen gingen nicht an die Urnen. 19 Prozent der abgegebenen Stimmen waren ungültig. Mancherorts gingen nur 10 Prozent wählen. Interessanterweise erzielten die Islamisten dort ihr bestes Ergebnis, wo die Beteiligung am geringsten war. Das urbane Marokko blieb zu Hause. Im Wirtschaftszentrum Casablanca wählten 27 Prozent, davon gaben 28 Prozent einen ungültigen Wahlzettel ab. In Meknes wählten 26 Prozent, davon jeder Vierte ungültig. In Tanger sieht es noch schlechter aus. Hier wählten 22 Prozent, jeder Dritte stimmte ungültig. RW

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