Auf dem Weg ins Finale: Elf Freundinnen

Diese Elf sollen den Titel holen: Ein Überblick über das Frauen-Nationalteam. Am Sonntag treten sie im Endspiel der Frauenfußball-WM an - gegen Brasilien.

So wollen die deutschen Kickerinnen nach dem Spiel gegen Japan jubeln Bild: reuters

Nadine Angerer (28): Ist geboren in Lohr am Rhein, spielt aber schon ewig bei Turbine Potsdam. Im Nationalteam hat sie sieben große Turniere (EM und WM) als Nummer zwei überstanden, ohne je zu maulen. Sie hatte stets Silke Rottenberg vor der Nase. Jetzt nicht mehr. Angerer muss Tore halten - und für die gute Stimmung im Team sorgen. Vielleicht wird ihr das manchmal zu viel, weil sie bisweilen "einen Klops" produziert, zum Beispiel im Spiel gegen England, als sie im Strafraum ohne Einsatz der Hände zum Ball ging, obwohl sie gar nicht außerhalb des 16ers war. "Das war ein totaler Black-out", sagte sie danach. Hat sehr gute Verbindungen zum ZDF. Aber nicht nur die. Spitzname: Natze.

Kerstin Stegemann (29): Außenverteidigerin, obwohl sie wie eine Innenverteidigerin agiert (Typus Jürgen Kohler). Hat nach Birgit Prinz die meisten Länderspiele absolviert. Ist verrückt nach Pferden. Besitzt drei eigene Klepper und ein Pony. Ist Zeitsoldatin bei der Bundeswehr und will im Herbst auch noch bei der Militär-WM mitmachen. Wird gern als "Urgestein" bezeichnet und als "Dauerrennerin" (Prinz). Trägt neuerdings die Haare lang, was altgediente Berichterstatter als ästhetischen Durchbruch begreifen. Spielt kommende Saison für die SG Wattenscheid 09, weil ihr Verein FFC Heike Rheine abgestiegen ist. Spitzname: Stege.

Ariane Hingst (28): Nach zehn Jahren bei Turbine Potsdam ist die Berlinerin im April dieses Jahres zu Damenfotboll Djurgarden/Alvsjö IF Stockholm gewechselt. Spielte früher offensiver, ist heute aber Abwehrchefin. Kann mitunter knackig formulieren und Reportern der BBC auch auf Englisch antworten. Leidet unter Schuppenflechte, was den Sport manchmal schwierig macht. Wurde 2003 auch Weltmeisterin. Ist Bankkauffrau und Physiotherapeutin. Bekennende Nichtwählerin: "Wer wirklich gute Ideen hat, der würde doch in der Politik nie hochkommen, denn der würde von vornherein unterdrückt werden." Spitzname: Ari.

Linda Bresonik (23): Außenverteidigerin. Spielte über drei Jahre nicht im Nationalteam, weil sie sich bei der WM 2003 nach dem zweiten Vorrundenspiel verletzt hatte und auf eigene Faust abreiste. Das kam nicht gut an beim DFB. Bundestrainerin Silvia Neid befragte vor Bresoniks Nominierung erst den Spielerrat, doch der hatte keine Einwände mehr. Obwohl Bresonik damals bei der WM spielte, hat sie bis heute weder Urkunde noch WM-Medaille erhalten. "Aber ich fühle mich auch nicht als Weltmeisterin", sagt sie. Ihre erste große Liebe war die Fußballspielerin Inka Grings. Doch die stand auf den Fußballtrainer Holger Fach. Jetzt sind Bresonik und Fach zusammen. Spitzname: keiner bekannt.

Annike Krahn (22): U-19-Weltmeisterin. Gehört zu den Jungen, spielt in Duisburg und ist "keine Filigrantechnikerin" (Bundestrainerin Silvia Neid). Ihre Offensivbemühungen sehen eher so aus: Sie bolzt den Ball relativ unkontrolliert nach vorne und hofft, dass der spekulative Pass ankommt. Sie studiert Sport: "Als Frauenfußballerin braucht man ein zweites Standbein, die Alternative Profi gibt es nicht." Spitzname: nicht überliefert.

Kerstin Garefrekes (28): Rechtes Mittelfeld. Ihr gelang der Durchbruch bei der WM 2003, als sie "praktisch aus dem Nichts" kam, wie die Frankfurter Rundschau bemerkte. Die SZ bezeichnete sie seinerzeit sogar als "Shootingstar". Sie ist die derzeit auffälligste Akteurin im deutschen Team, weswegen ihr der Spiegel jetzt zu Recht eine Geschichte widmete. Spielt seit 2004 für den 1. FFC Frankfurt und wurde mit dem führenden deutschen Verein im Jahr 2006 Uefa-Pokal-Siegerin. Sagt "lieber zu wenig als etwas Falsches". Würde am liebsten in Norwegen leben: "Die Ruhe und Idylle kommt meiner Mentalität entgegen." Spitzname: KG.

Saskia Bartusiak (25): Die Frankfurterin kam durch ihren Vater zum Fußball. "Die Jungs haben immer bei uns geklingelt und gefragt, ob die Sassi zum Kicken rauskommt", erinnert der sich. Die Mittelfeldspielerin ist noch neu in der ersten Elf, muss sich erst bewähren bei einer WM. Ersetzt Simone Laudehr, die gesperrt ist. Studiert Sportwissenschaften in Frankfurt. Ist eine Spätstarterin: "Mir fehlte lange das Selbstbewusstsein, auch außerhalb des Platzes." Spitzname: siehe oben.

Renate Lingor (31): Sie ist die Spielgestalterin im deutschen Team, eine klassische Nummer 10. Spielt den schönsten Fußball in der DFB-Auswahl - wenn sie in Form ist. Oftmals ist sie nicht fit, da sie als verletzungsanfällig gilt. In diesem Jahr litt sie an Pfeifferschen Drüsenfieber. Arbeitet halbtags für den Deutschen Fußball-Bund in Frankfurt. In ihrer Karriere ging es erst richtig voran, als ihr die ehemalige Bundestrainerin Tina Theune-Meyer sagte, sie solle ihr Talent nicht verschleudern und endlich "Gas geben". Was Lingor dann auch tat. Spitzname: Idgie (entlehnt aus dem Film "Grüne Tomaten").

Melanie Behringer (21): Kommt aus dem Schwarzwald. Kam durch vier Brüder zum Fußball. Die spielen jetzt in der Landesliga beim FC Zell und die Schwester in der ersten Bundesliga - beim SC Freiburg. Die U-19-Weltmeisterin kommt über die linke Seite und gilt neben Simone Laudehr, die gegen Japan wegen zweier gelber Karten gesperrt ist, als aufstrebendes Talent. Kann links wie rechts schießen. Arbeitet halbtags in der Druckerei Furtwängler in Renzlingen bei Freiburg. Gilt als Turniertyp. Es heißt, sie erinnere in ihrer Spielweise an die junge Birgit Prinz. Spitzname: Mel oder Melli.

Sandra Smisek (30): Die Angreiferin raucht gern mal eine. Ist seit langem die Sturmpartnerin von Birgit Prinz, erst beim FSV Frankfurt, dann beim 1. FFC. War 1996 Bundesliga-Torschützenkönigin (29 Treffer). Als angehende Polizistin wird sie demnächst auf Streife gehen und Knöllchen verteilen. Ist eine Strafraumspielerin. Hat eine gute Ballbehandlung auf engstem Raum. Trotzdem stand sie immer im Schatten von Prinz. Spitzname: Smisi.

Birgit Prinz (29): Sie ist "nicht everybodys darling", wie ihr Manager Siegfried Dietrich sagt, dafür sei sie aber ungemein authentisch und eine starke Persönlichkeit obendrein. Sie würde nie ein Buch über sich schreiben so wie Steffi Jones ("Der Kick des Lebens"). "Die will am liebsten auf der Straße nicht erkannt werden", sagt Dietrich. Prinz studiert Psychologie, liebt einen Mann und kann schon mal über das Flow-Erlebnis sprechen, dem sich der Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi ausführlicher gewidmet hat. Prinz ist in der Lage, ein Spiel ganz allein zu entscheiden. Spitzname: Fehlanzeige.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.