Irak-Strategie: Britische Generäle kritisieren Rumsfeld

Die Strategie des ehemaligen US-Verteidigungsministers Rumsfeld sei mit "tödlichen Fehlern behaftet" gewesen, schimpfen zwei Ex-Generäle.

Für die chaotische Situation im Irak war vor allem Rumsfeld verantwortlich, meint der britische Ex-Oberbefehlshaber Jackson (re.). Bild: dpa

Das britische Verteidigungsministerium hat derzeit alle Hände voll zu tun, um die US-Regierung zu beschwichtigen. Am Sonntag erklärte der britische Generalmajor Tim Cross, dass die US-amerikanische Irak-Strategie "mit tödlichen Fehlern behaftet" sei. Bereits am Vortag hatte der Daily Telegraph Auszüge aus der Autobiografie von General Michael Jackson, "Soldier", veröffentlicht. Darin bescheinigt der hohe Offizier der US-Politik den "intellektuellen Bankrott".

Jackson, der bis 2006 Oberbefehlshaber der britischen Armee war, schreibt, dass er und andere britische Offiziere von Anfang an Zweifel an der Existenz von Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen hatten, mit denen US-Präsident George Bush und der damalige britische Premier Tony Blair den Krieg begründeten. Für die chaotische Situation im Irak macht Jackson vor allem den früheren US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld verantwortlich. Der habe bei der Nachkriegsplanung versagt, da er alle Warnungen über die mangelnde Truppenstärke in den Wind schlug.

Cross bestätigte das am Sonntag. In einem Interview mit dem Sunday Mirror sagte der 56-Jährige, der 2003 als stellvertretender Leiter für den Wiederaufbau im Irak verantwortlich war: "Wir waren von Anfang an über den mangelhaften Plan für die Nachkriegszeit besorgt, und zweifellos stand Rumsfeld im Zentrum dieser Planung. Bei einem Arbeitsessen einen Monat vor der Invasion im März 2003 habe ich ihn ausdrücklich auf die Notwendigkeit der engen Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen hingewiesen. Darüber hinaus machte ich meine Meinung deutlich, dass die geplante Truppenstärke nicht für die Aufrechterhaltung der Sicherheit ausreichen würde. Rumsfeld wollte davon nichts hören." Die USA seien damals davon überzeugt gewesen, dass sich der Irak schnell zu einer stabilen Demokratie entwickeln würde, sagte Cross. Zweifel daran hätten nicht in Rumsfelds Konzept gepasst.

Malcolm Rifkind, der in der letzten Tory-Regierung Außen- und danach Verteidigungsminister war, stimmte der Kritik an Rumsfeld zu. Er bezeichnete ihn als inkompetent. Rifkind warf der Labour-Regierung vor, dass sie gegen die Interessen der Alliierten und des Irak gehandelt habe, indem sie diese Meinungsverschiedenheiten unter den Teppich kehrte.

Das Verteidigungsministerium in London will den Schaden, den die Äußerungen der Generäle den US-britischen Beziehungen zufügen könnten, gerne begrenzen. Jackson und Cross haben lediglich ihre persönlichen Meinungen geäußert, sagte ein Sprecher des Ministeriums: "Als pensionierte Offiziere dürfen sie das."

Der Chef der Liberalen Demokraten, Menzies Campbell, sagte dagegen, dass die Bemerkungen die Forderungen seiner Partei nach einem schnellstmöglichen Rückzug aus dem Irak unterstreichen. Das glaubt offenbar auch die US-Regierung. Sie macht sich ernsthafte Sorgen um den Verbündeten, nachdem verschiedene Zeitungen behauptet haben, dass sich die britischen Truppen möglicherweise schon nächsten Monat aus Basra zurückziehen könnten. In Washington befürchtet man, dass in diesem Fall US-Truppen in die südirakische Stadt verlegt werden müssten.

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