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Horror ohne Anführungszeichen

Weg mit der Ex (Burying the Ex, USA 2014, Regie: Joe Dante). Die DVD ist ab rund 13 Euro im Handel erhältlich

Evelyn nervte schon sehr, als sie noch lebte, war sie doch allzu ökodiktatorisch, vegan und recylingbewusst. Ihr Freund, der Horror-Nerd Max, ist gerade dabei, sich in Olivia, einen anderen Horror-Nerd, zu verlieben: Sie macht tolle Eiscreme nach Horrorfilmthemen. Max verabredet sich mit Evelyn für ein Trennungsgespräch: Da gerät sie mit Schwung vor den Bus, fliegt durch die Luft, ist tot, wird begraben. Der Weg scheint frei für eine harmonische Beziehung der Nerds. Einträchtig sitzen sie dann auf dem Friedhof bei einer Freiluftvorführung von George A. Romeros Klassiker „Nacht der lebenden Toten“. Leider hat Evelyn eine allzu radikale Idee von Recycling und steigt leicht angegangen aus ihrem nahe liegenden Grab. Für die frisch erblühte Liebe von Olivia und Max ist das, wie man sich denken kann, ein Problem.

Joe Dante hat dreißig Jahre nach den „Gremlins“, dem Film, der ihn berühmt gemacht hat, eine splatteraffine Horrorkomödie gedreht. Die „Gremlins“ waren ein Riesenerfolg, obwohl oder weil der Schrecken darin mit bösem Humor unterlegt war. Als Rezept für eine große Karriere in Hollywood hat das nicht getaugt. Dante lernte bei B-Movie-Legende Roger Corman, wurde von Steven Spielberg gefördert und hatte seit seinem letzten großen Wurf „Small Soldiers“ von 1998 immer wieder Probleme, neue Projekte finanziell auf die Beine zu stellen.

An mangelndem Appetit von Publikum und Industrie auf das Genre lag es nicht. Aber weder mit der Torture-Porn-Welle um „Hostel“ und „Saw“ noch mit den mediensmarten „Scream“-Filmen hatte Dante was zu tun. Schlauheit ist nicht sein Ding, nicht heiliger Ernst und nicht augenzwinkernde Ironie. Er kennt alle Effekte und Tricks, die es im Horrorfilm gibt. Es wimmelt in „Weg mit der Ex“ von Anspielungen auf Genre-Klassiker, von Ausschnitten und Zitaten. Die Kenntnis, die Liebe, die Lust daran: alles echt. Alles bleibt aber auch geradezu kindlich, ohne die Schlaubergerei, die mancher entwickelt, wenn er aus etwas rauswächst, das er dann per Smartness wieder zu sich hochziehen will.

Dante dreht Horror ohne Anführungszeichen. Darum ist auch der Witz nicht sophis­ticated, sondern direkt, kindisch, böse, vulgär. In „Weg mit der Ex“ reimt sich viel auch auf Sex. Max hat einen etwas rundlichen Halbbruder, der hat ständig Dates mit atemberaubenden Babes. Dieser Travis besucht eines Abends die immer stärker aus dem Leim gehende Evelyn und provoziert sie durch Ansicht eines Horrorpornos. Leider weckt das bei Zombie-Evelyn Appetit auf Hirn. Ganz grob schneidet Dante den daraus folgenden Zweikampf gegen Olivias und Max’ Post-Horrorfilm-Sex im Fond ihres Wagens. Hin, her, ein Wälzen beim Sex, ein Wälzen beim Fressen. Parallelmontage tut Wahrheit kund: Im Horrorgenre ist alles immer schon Austausch von Körperflüssigkeiten und -teilen.

Das alles heißt nun nicht, dass „Weg mit der Ex“ ein Meisterwerk wäre. Eher ist das ein ziemlich aus der Zeit und zwischen die Stühle gefallener Horrorkomödien-Splatter-Hybrid, der ein wenig Schwierigkeiten hat, in die Gänge zu kommen. Die Kritik in den USA mochte den Film nicht, das Festival in Venedig hat ihn aus Ehrerbietung für den Auteur außer der Reihe gezeigt. In Deutschland kommt er gleich gar nicht ins Kino. Dante-Fans ist „Weg mit der Ex“ aber auf jeden Fall zu empfehlen. Ekkehard Knörer