Die Wahrheit: Hashtag #Horst

Politik nach bayerischer Art: Die Coole Super-Union wagt den Schritt zurück ins folkloristisch-analoge Zeitalter, als alles noch gut war.

Horst Seehofer

Hinreißend urst und mega-awesome wie immer: Horst Seehofer. Foto: reuters

Jüngst hat die CDU (Chronisch Degenerierte Union) angekündigt, sich mit einer Reform ihrer Parteiarbeit neu ausrichten zu wollen. Man möchte jünger, cooler, hipper, urbaner und sogar weiblicher werden. Dazu habe man etliche Vorschläge unter dem Titel „Meine CDU 2017“ zusammengefasst und am vergangenen Montag einstimmig beschlossen. Enthalten ist auch der Plan, die CDU (Casperles Dummschwätz-Union) zur „Mitmach- und Onlinepartei“ für junge Leute zu machen – und selbst für Menschen mit ausländischen Wurzeln soll die Partei attraktiver werden.

Während die CDUler ihren neuen Masterplan als Meilenstein der Moderne feiern, kommentiert die Linkspartei abschätzig: „Da steckt so viel heiße Luft drin, man könnte damit einen Fesselballon zum Mars schicken!“ Doch die wirklich aufgeregten Stimmen kommen aus München: Hier kochen die Gemüter richtig hoch. Horst Seehofer, Chef der Schwester-Partei CSU (Coole Super-Union) ist erbost, vor allem wegen der ausländerfreundlichen Pläne.

Am Ende dürften sogar noch Flüchtlinge oder Migranten vom Balkan mitmachen, erregte sich der bayerische Sonnenkönig laut gut unterrichteten Kreisen. Prompt will dieser einen entsprechenden Gegenplan durchsetzen, um den eklatanten Verfehlungen der CDU (Charismatisch Darwinistische Union) entgegenzuwirken. Zur Not werde Bayern das Glück der Republik im Alleingang richten, genau wie bei der Herdprämie, hieß es. Der gute Ruf der Konservativen stehe schließlich auf dem Spiel.

Die CSU (Champagner Saufende Union) hat deshalb unter dem persönlichen Vorsitz Seehofers einen Zehn-Punkte-Plan erarbeitet, der die traditionellen Werte hochhalten und dem Erneuerungswahn einen Riegel vorschieben soll. Die Partei will künftig deutlich älter, knochiger, reaktionärer, steifer, populistischer und gleichzeitig verschnarchter werden.

Zehn-Punkte-Plan gegen Erneuerungswahn

Alle Internetauftritte der CSU (Charakterlose Seifenblasen-Union) werden deshalb abgeschaltet, ebenso alle Profile und Seiten in christ-sozialen Medien. Stattdessen will man alle zwei Monate Flugblätter abwerfen und hin und wieder per Volksempfänger informieren. Elementar wird auch eine Satzungsänderung sein, welche generell Austritte aus der Partei verhindert, es sei denn durch Tod oder Ausschluss wegen modernen Verhaltens. Zudem soll es ein Aufnahmeverbot für Ausländer und Zugereiste geben, sofern sie nicht einen deutlichen Nachweis ihres Lokalpatriotismus erbringen können, beispielsweise durch Maßkrugstemmen oder Ähnliches.

Die Opposition in Bayern kritisierte die Pläne Seehofers wie üblich als total verblödet, hirnrissig und doof. Die Bayern-SPD (Schönste Parolen Deutschlands) forderte sogar eine EU-rechtlich umstrittene Idiotenmaut für den Landtag. Die ÖPD (Östrogenhaltige Pantoffeln Deutschlands) nannte die Pläne eine Bankrotterklärung der Vernunft und schlug vor, die CSU (Cremefarbene Sofa-Union) komplett in eine geschlossene Anstalt einliefern zu lassen – oder sie nach Syrien abzuschieben.

Wer hat den #Horst gehackt?

Innerhalb der CDU (Chlorgebleichte Dödel-Union) findet man die Aufregung urst und mega-awesome. Auf Twitter kocht die Debatte unter dem Hashtag #Horst hoch. Ganz im Sinne des neuen hippen Plans trollt die junge Union mit den Berufs-Bloggern und Youtube-Stars um die Wette. Gewohnt inhaltslos und themaverfehlend entspann sich innerhalb kürzester Zeit eine ziellose Flut an Tweets und Posts. „CDU und CSU sind wie ein altes Ehepaar – der Olle bumst die Sekretärin und Mutti steht am Herd!“, ätzt Twitter-User buseNfan. Twitter-Userin Angie2K fragt: „Wer hat den #Horst gehackt? Da läuft doch die Firmware nicht rund!“ Und der Nutzer Cloupapier schreibt: „#Horst halt’s Maul! Deine Mutter bestellt sich DSL Light, um abzunehmen.“

Manche Kommentare gehen deutlich unter die Gürtellinie, so dass erste Stimmen laut werden, ob es sich bei den Nutzern nicht um von Putin bezahlte Auftragstrolle handeln könnte. Kanzlerin Merkel schweigt indessen – für die ist das alles noch zu sehr Neuland.

Seehofers Glück ist, dass er von der ganzen Debatte nichts mehr mitbekommt. Per Eilbeschluss hat er das Internet in Bayern nämlich bereits abschalten und zudem Smartphones massenweise konfiszieren lassen. Nun scheint der Weg frei für eine glorreiche, anachronistische Zukunft Bayerns, so schön wie einst im Jahr 1928. Man darf sich jetzt schon auf einen heftigen Schlagabtausch bei der nächsten Bundestagswahl freuen, wenn es zum großen Promi-Schlammcatchen der zickigen Unions-Schwestern kommt.

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