„Ein rotes Nest“

Vortrag zum sozialdemokratischen Widerstand

■ 39, ist SPD-Vorsitzender von Langenhorn-Süd und hat den heutigen Vortrag organisiert. Er ist Bundestagskandidat für Den Wahlkreis Hamburg-Nord/Alstertal

taz: Herr Carstensen, zur Woche des Gedenkens an die Opfer der Nazi-Herrschaft spricht heute Konny G. Neumann über den sozialdemokratischen Widerstand in Langenhorn. Gab es da besonders viel Widerstand?

Christian Carstensen: Vor 80 Jahren war die Machtübergreifung der Nazis, die hätte bei uns in Langenhorn so nicht stattgefunden. Die NSDAP bekam bei den Wahlen im März 1933 28,6 Prozent der Stimmen, die SPD 42,6 und die KPD dazu 14,5 Prozent. Langenhorn war ein rotes Nest, in Hamburg-Nord haben die Nazis nirgendwo so wenig Stimmen bekommen.

Wie sah der Widerstand aus?

Es gab in erster Linie Formen des zivilen Ungehorsams. Beispielsweise wurde am 1. Mai die rote Bettwäsche aus dem Fenster gehängt, da stand nicht SPD drauf, aber jeder wusste, was das bedeutet. Die Fahnenmaste in den Vorgärten wurden abgesägt, damit keine Hakenkreuzfahnen aufgehängt werden mussten. Das waren Formen des zivilen Ungehorsams.

Konnte sich die SPD weiter organisieren?

Sie schaffte Flugblätter und Zeitungen vom Exilvorstand nach Langenhorn und Hamburg. Auch die Parteibeiträge wurden weiter kassiert. Nur dass statt der üblichen Beitragsquittungen Fotos verteilt wurden, auf denen war eine Uhr zu sehen. An der Uhrzeit konnte man die Beitragshöhe erkennen. Leider flog das irgendwann auf und die Nazis verhafteten die Verantwortlichen und kerkerten sie ein.

Eine rote Hochburg war die Fritz-Schumacher-Siedlung.

Ja, um diese Hochburg aufzubrechen wurden den aktivsten Sozialdemokraten sogar die Häuser gekündigt. Stattdessen wurden dort NSDAP-Mitglieder einquartiert.  INTERVIEW: LKA

Vortrag: 18 Uhr, Tangstedter Landstr. 41